© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/01 23. Februar 2001

 
Zeitschriftenkritik: Kaiserkurier
Aktuelles statt Nostalgie
Werner Olles

Als "Zeitung für Politik, Wirtschaft und Kultur" erscheint die Vierteljahresschrift Kaiserkurier im 2. Jahrgang. Sie betreibt jedoch keineswegs eine nostalgische Rückschau in die monarchistische Vergangenheit, wie der Titel vermuten ließe, sondern widmet sich höchst aktuellen Themen. So lautet die Überschrift des Aufmachers in der jüngsten Ausgabe "Bundeswehr in den Nahen Osten?". Der Autor des Beitrages geht fundiert und kenntnisreich auf die Planungen der Europäischen Union zur Aufstellung einer schwerbewaffneten und schlagkräftigen "Super-Armee" ein, die als "schnelle Eingreiftruppe" – losgelöst von den nationalen Interessen der Mitgliedsländer und ohne Beachtung der ethnischen und sicherheitspolitischen Bedürfnisse der Völker und Staaten – überall dort militärisch interventieren soll, wo es den demokratisch nicht legitimierten Führungen der EU, der NATO oder der UNO sinnvoll erscheint.

Während jedoch Dänemark nach seinem entschiedenen "Nein" zum Euro sich auch diesem gefährlichen Abenteuer verweigert und Frankreich darauf besteht, bei der militärischen Befehlsstruktur ein entscheidendes Mitspracherecht zu haben, hat sich Verteidigungsminister Scharping bereits verpflichtet, daß die Bundeswehr etwa 20 Prozent dieser Truppen stellt – und dies ohne jede Gegenleistung. Nachdem das vorgesehene Einsatzgebiet sich auf einen Umkreis von 4.000 Kilometer um Brüssel erstreckt, kann sich jeder selbst ein Bild machen, wo deutsche Soldaten demnächst ihren Kopf hinhalten müssen: im israelisch-palästinensischen Konflikt, im Irak, im Kaukasus, in Nordafrika etc.

In dem Beitrag "Die BSE-Lüge" erfährt der Leser, daß rund 70 Prozent aller gängigen Arzneimittel Rinderbestandteile enthalten und bis jetzt etwa 35 Millionen Schutzimpfungen gegen Kinderlähmung durchgeführt wurden, die mit BSE-Viren verseucht waren. Dies betraf auch ein Serum gegen Grippe. Zudem sei das Embargo gegen britisches Rindfleisch von Deutschland viel zu früh aufgehoben worden, weil unsere Volksvertreter dem Druck aus der EU nicht standhielten. Deutsche Politiker seien in Brüssel gar als Bremser bei der BSE-Bekämpfung aufgetreten, man habe aus wirtschaftlichen Gründen die Wahrheit nicht sehen wollen und bewußt keine Experten der Kreuzfeldt-Jakob-Krankheit hinzugezogen. Dies sei ein kleines Beispiel für die Folgen der Globalisierung, da starke ausländische Interessen der Fleisch- und Futtermittelindustrie bestanden hätten, Deutschland nicht mehr BSE-frei zu halten.

Sehr interessant sind auch die neuen Enthüllungen zum Untergang des russischen Atom-U-Bootes "Kursk". Danach erfolgte dessen Untergang doch durch eine Kollision mit einem nicht-russischen U-Boot. Es sei bekannt, daß Nato-U-Boote die russische Flotte bei Manövern stets eng umkreisten, ja sogar provozierten. Auch die deutlichen Schrammen an der Außenhaut der "Kursk" deuteten auf einen Zusammenstoß mit einem fremden Boot hin. Nach russischen Untersuchungen soll dies ein britisches U-Boot gewesen sein, dem die norwegische Rettungsmannschaft dann zu Hilfe eilte, um dessen Kernreaktor zu sichern.

Anschrift: Kaiserkurier. Barbarossa. 24797 Hörsten. Das Jahresabo kostet 15 Mark.


 
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