© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/01 02. März 2001

 
Mit Windrädern gegen Kernkraft
Umweltschutz: Minister Trittins Präsentation der Umweltdaten 2000 wirft Fragen auf
Rolf Helfert

Am letzten Freitag legte Bundesumweltminister Jürgen Trittin die deutschen Umweltdaten für das Jahr 2000 vor. Seit 1997 existieren keine getrennten Umweltstatistiken für West- und Ostdeutschland mehr, denn die Bilanzen seien in beiden Teilen Deutschlands äquivalent.

Insgesamt zog Trittin ein positives Resümee. Nur vier Prozent der weltweiten CO2-Emission kämen aus Deutschland, das im Angesicht des weltweiten und bedrohlichen Klimawechsels Vorbildliches leiste. Die Bundesregierung wolle bis 2005 den CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 25 Prozent reduzieren. Trittin fügte jedoch hinzu, daß 2000, gegenüber dem Vorjahr, ein Anstieg des CO2 von etwa 0,2 Prozent registriert worden sei, verursacht durch größeren Kohlenverbrauch. Forciert müßten alternative Energieträger wie Biomasse, Gaskraftwerke und Windkraft eingesetzt werden. Außerdem beabsichtigt Trittin, mehr Strom zu sparen, und glaubt, daß die Ökosteuer hierfür den richtigen Weg biete.

Leider vergaß Trittin zu ergänzen, daß der erhöhte Kohlenverbrauch, und damit die Zunahme des Treibhausgases, auf seinen Kinderkreuzzug gegen das Atom zurückzuführen ist. Seine von ihm selbst vorgelegten Zahlen widerlegen den Grundansatz Trittinscher Umweltpolitik. Windräder, die nicht selten das Land verschandeln, Biomasse und neue Kohle- und Gaskraftwerke entspringen den Visionen des Ministers, können aber weder jetzt noch in Zukunft den Energiebedarf der Deutschen decken. Kohle und Gas, fossile Brennstoffe also, die irgendwann erschöpft sind, belasten die Natur weit stärker als moderne Atomkraftwerke. Daß kaum ein anderer europäischer Staat Trittins Anti-AKW-Politik unterstützt, bereitet dem Grünen-Politiker offenbar wenig Kopfschmerzen.

Ähnlich fragwürdig erscheint Trittins pauschale Vorgabe, Strom durch Erhöhung der Energiegebühren zu sparen. Sollen ärmere Leute die Winterabende bei Kerzenlicht verbringen, während Trittin die Ökosteuer dank seines üppigen Gehaltes locker abfängt?

Als besonderes Sorgenkind gilt dem Umweltministerium die massive Belästigung vieler Bürger durch Straßen- und Fluglärm. Laute Geräusche rufen oft Herz- und Kreislauferkrankungen hervor. Allein die Zahl der LKWs stieg seit 1990 um 26 Prozent; in den nächsten zehn Jahren wird der Straßenverkehr um weitere 30 Prozent wachsen. Zwar fahren Autos heute leiser denn je, doch werde dieser Gewinn dadurch negativ kompensiert, daß ständig mehr Fahrzeuge unterwegs seien. Wie er dieses Problem zu lösen gedenkt, sagte Trittin nicht. Vermutlich bedarf es grundlegend neuer Motoren. Künftig will der Umweltminister den Anwohnern von Flughäfen ihre Nachtruhe besser sichern. Dazu plane die Bundesregierung, entsprechende Gesetzentwürfe auszuarbeiten. Ab März dieses Jahres steht der Trittinsche Bericht im Internet ( www.bmu.de ).


 
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