© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/01 02. März 2001

 
UMWELT
Der Wald stirbt weiter
Volker Kempf

Gutachten zur Lage von Natur und Umwelt sind in den letzten Monaten so zahlreich geworden, daß sie die Leser von Zeitungen wohl eher blasiert an sich vorbeiziehen lassen. Einmal geht es um die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Getränkeverpackungen, ein andermal um – was noch am ehesten wahrgenommen wird – die Leistungen der Bundesregierung in Natur- und Umweltschutzfragen. Ehe man sich versieht, kommt schon das nächste Thema, nämlich die wissenschaftlich fundierte Abwägung der unterschiedlichen Verkehrsmittel; und fast gleichzeitig wird eine gewichtige Studie zum Klimawandel von 900 Wissenschaftlern in die Welt gesetzt.

Der Waldschadensbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu Beginn des Jahres ist da bereits so gut wie vergessen, wenn er überhaupt je die Aufmerksamkeit von Journalisten und Lesern gefunden hat. Dabei macht gerade besagter OECD-Bericht deutlich: Mit dem Schwinden der Aufmerksamkeit für die Umweltzerstörung ist diese noch nicht behoben worden. Im Gegenteil: In 30 europäischen Ländern zeigt sich, daß der Anteil geschädigter Bäume am Gesamtbestand weiterhin zunimmt. Im Jahr 2000 seien fast zwei Drittel von 130.000 untersuchten Bäumen an 10.000 verschiedenen Standorten als krank einzustufen gewesen. In Deutschland stieg der Anteil kranker Bäume um zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr an und beträgt damit jetzt 65 Prozent. Die Buchen sind mit 88 Prozent am schwersten betroffen. Europaweit sieht es um die Tannenbäume am schlechtesten aus, die zu 86 Prozent geschädigt sind. Es ist paradox, doch vor lauter Informationen scheint heute kaum jemand noch wirklich informiert zu sein.


 
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