© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    12/01 16. März 2001

 
Frisch gepreßt

Roosevelt und Hitler. Als ein Außenseiter des Faches, Dirk Bavendamm, vor langer Zeit seine Monographien über das deutsch-amerikanische Verhältnis zwischen 1933 und 1945 vorlegte, reagierten die etablierten Zeithistoriker mit Blick auf die von ihnen vernachlässigte weltpolitische Figur F. D. Roosevelt etwas zerknirscht: "Da müssen wir wohl noch ‘mal ran!" Aus diesem gutem Vorsatz ist wenig geworden. Daher kann die Dresdner Dissertation von Herbert Sirois jetzt mit dem Anspruch auftreten, "die erste umfassende Geschichte der deutsch-amerikanischen Beziehungen zwischen 1933 und 1941" zu präsentieren. Leider macht hier ein Enkel-Schüler von Andreas Hillgruber dessen problematische These von Hitlers Drang zu Weltherrschaft zur Leitlinie seiner Untersuchung ("Zwischen Illusion und Krieg. Deutschland und die USA 1933–1941", Schöningh Verlag, Paderborn 2000, 317 Seiten, 78 Mark).

Helmuth Plessner. Unter dem irreführend-eingehenden Titel "Helmuth Plessner als Historiker" ist eine von Wolfgang Wip-permann und Alexander Demandt betreute Arbeit Kersten Schüßlers 1999 als Dissertation am Fachbereich Geschichtswissenschaft der FU Berlin angenommen worden. Unter dem viel passenderen Titel "Helmuth Plessner. Eine intellektuelle Biographie" (Philo Verlag, Berlin und Wien 2000,298 S., 48 Mark) ist jetzt die Buchausgabe erschienen. Plessner, der in den letzten Jahren von der "Potsdamer Schule" Hans-Peter Krügers vornehmlich als Exponent einer vergeblich zukunftsweisenden philosophischen Anthropologie präsentiert wird (JF 40/00), begegnet uns hier als politischer Denker, den Rüdiger Kramme schon 1988 nicht zufällig mit Carl Schmitt kontrastierte und der mehr zu bieten hat als sein nach 1945 so wirkungsmächtig gewordenes Schlagwort von der "verspäteten Nation".


 
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