© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/01 23. März 2001


Deutscher Stolz
von Richard Stoltz

An sich war es nicht unvernünftig, daß im Bundestag eine Debatte darüber geführt wurde, ob man "stolz auf unser Land" sein dürfe, und daß das so viele Abgeordnete bejahten und sich selbst ausdrücklich zu diesem Stolz bekannten. Man kann natürlich sagen, das sei die pure Selbstverständlichkeit. Aber angesichts von Berliner Ministern à la Trittin, die den Haß auf das eigene Vaterland demonstrativ vor sich hertragen und aus diesem Haß heraus Politik machen, war eine solche Debatte notwendig. Viele Zungenschläge, die dabei erklangen, wirkten aber peinlich. Streckenweise gewann man den Eindruck, das einzige Anliegen der Redner sei es, "nicht den Rechten den Stolz auf das eigene Land zu überlassen" (Guido Westerwelle). CDU-Generalsekretär Meyer, von der äußeren Erscheinung her zweifellos ein Skinhead (mit Rest-Haarkranz) hätte besser dagestanden, wenn er die Invektiven des Trittin mit Humor genommen und alle Mit-Skinheads aufgerufen hätte, ihm mutig zu folgen und künftig nur noch CDU zu wählen.

"Sie scheinen mir aus einem edlen Haus, / Sie sehen stolz und unzufrieden aus", sagt der Student Frosch, als Faust und Mephisto Auerbachs Keller betreten. Das ist recht gut beobachtet und paßt auf die Bundestagsdebatte. Zum Stolz gehört die Unzufriedenheit, zum Stolz darauf, ein Deutscher zu sein, gehört die Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen Zustand des Vaterlandes, den zu verbessern die gewählten Abgeordneten verpflichtet sind, seien sie nun Skins oder Perückenträger. Stolz erfordert Haare auf den Zähnen, nicht Haare auf dem Kopf.


 
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