© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/01 23. März 2001

 
Die Plastikwörter der Politiker
Bundestagspräsident Thierse lehnt ein Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache ab
(JF)

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat sich gegen ein Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache ausgesprochen. "Sprache kann man nicht verordnen. Der öffentliche und erst recht der private Sprachgebrauch lassen sich nicht vorschreiben", sagte Thierse in Berlin. Mit verordneter Sprache habe er als langjähriger DDR-Bürger viel Erfahrung . Allerdings habe das "Parteichinesisch" bei den Menschen in der DDR auch Spuren hinterlassen. Auch im Westen bedienten sich Politiker immer mehr sogenannter "Plastikwörter", sagte Thierse vergangenen Freitag auf einer Tagung des Deutschen Philologenverbandes an der Berliner Humboldt-Universität.

Dazu gehörten Begriffe wie "Strukturpolitik", "Entwicklung", "Rückbau" oder "Nullwachstum", die oft gedankenlos eingesetzt würden. Zu diesen Worten zähle auch die sogenannte deutsche Leitkultur. "Jeder kennt es, viele gebrauchen es, und was es eigentlich bedeutet, weiß niemand genau", meinte der Bundestagspräsident.


 
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