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MeldungenWie
Hitlers Tagebücher: Sebnitz als Rohrkrepierer
MÜNCHEN.Renate Künast habe noch im Oktober 2000 gemeint, ein NPD-Verbot sei
absoluter Quatsch.Gleichwohl brachten dann Schily (SPD) und Beckstein (CSU)
ein Verbotsverfahren im Rahmen des medial entfesselten Aufstands der
Anständigen auf den Weg, mit dem der Hamburger Staatsrechtler Ingo von Münch in
der Neuen Juristischen Wochenschrift (Heft 10/2001) in ätzend-kritischer Weise abrechnet.
Von Münch charakterisiert Sebnitz als publizistischen Rohrkrepierer vom
Ausmaß der gefälschten Hitler-Tagebücher und hinterfragt den ideologischen Gehalt
einer Kampagne, die von peinlicher Selbstgefälligkeit getragen werde. Auch
gebe zu denken, daß deren Initiatoren eine der wichtigsten Staats- aufgaben, für die
Sicherheit der Menschen zu sorgen, in die Hand einer diffusen Bürgerbewegung der
Anständigen geben wolle. Wer das tue, erkläre den Bankrott oder
zumindest das Versagen der staatlichen Sicherheitspolitik.
Politischer Streit darf getrost verschärft werden
STUTTGART. Der weit links stehende Hamburger Rechtsanwalt Horst Meier hat sich in Merkur
(Heft 623/01) dem brisanten Thema Soll man Rassenhetze verbieten? angenommen.
Irgendwie sei es peinlich, so Meier, daß nun jene im Kampf gegen
Rechts um die Kriminalisierung des politischen Gegners bemüht seien, die einst
überall Zensur gegen Links angeprangert hätten. Die BRD-Verhältnisse mit
der äußerst liberalen Praxis in den USA vergleichend, kommt Meier zu dem Fazit:
Hierzulande dürfe die politische Auseinandersetzung durchaus verschärft werden, in
Wort, Schrift und Bild, und natürlich im Internet. Die meisten Ressentiments gegen Juden
und Ausländer sind ohnehin mit den groben Rastern des Strafrechts nicht zu erfassen,
geschweige denn wirksam zu bekämpfen. Minderheitenschutz solle daher nicht dazu
dienen, Zensur gesellschaftsfähig zu machen.
Haus der Geschichte in Schleswig-Holstein
KIEL. Als die damalige Kultusministerin Tidick (SPD) 1993 den Pressesprecher der
SPD-Fraktion im Kieler Landtag, den nicht habilitierten Historiker Uwe Danker, mit einer
landesgeschichtlichen Professur beglückte (JF 28/94), schlugen die Wellen der Empörung
so hoch, daß Konrad Adam in der FAZ diesen Genossenfilz als einzigartige
Verschlingung von Protektion und Selbstbegünstigung bezeichnete. Nun sieht
auch die CDU-Fraktion in Danker den passenden Direktor eines Hauses der
Geschichte, dessen Einrichtung im Landtag diskutiert wurde. Und daß, obwohl Danker
seit seiner Berufung erwartungsgemäß nicht als seriöser Zeithistoriker, sondern
vielmehr als Vermittler volkspädagogisch korrekter Versatzstücke zur Geschichte
Schleswig-Holsteins aufgefallen ist.
Sorben im Dritten Reich: Verzögerter Widerstand
STUTTGART. In der sorbischen Geschichtsschreibung werden die Sorben nicht selten als
entschiedene NS-Gegner von Anfang an beschrieben. Für Martin Walde, der die politische
Linie des sorbische Zentralorgans Katolski Posol zwischen 1918 und 1939 analysiert hat,
sind an diesem glorifizierenden Bild markante Korrekturen vorzunehmen (Jahrbücher für
Geschichte Osteuropas, Heft 2/00). Die Anti-NS-Haltung der Sorben habe sich nämlich
keineswegs von selbst verstanden, sondern sei Ergebnis eines schmerzvollen
Lernprozesses gewesen. Hinsichtlich des urfaschistischen Gedankengebäudes der
NSDAP habe es zunächst keine klaren Konfliktlinien in der sorbischen Publizistik gegeben.
Eine geschlossene Gegenposition bezog man erst, als sich NS-Partei und Staat offen gegen
die Sorben und die katholische Kirche richteten.
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