© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/01 23. März 2001

 
Meldungen

Wie Hitlers Tagebücher: Sebnitz als Rohrkrepierer

MÜNCHEN.Renate Künast habe noch im Oktober 2000 gemeint, ein NPD-Verbot sei „absoluter Quatsch“.Gleichwohl brachten dann Schily (SPD) und Beckstein (CSU) ein Verbotsverfahren im Rahmen des medial entfesselten „Aufstands der Anständigen“ auf den Weg, mit dem der Hamburger Staatsrechtler Ingo von Münch in der Neuen Juristischen Wochenschrift (Heft 10/2001) in ätzend-kritischer Weise abrechnet. Von Münch charakterisiert „Sebnitz“ als „publizistischen Rohrkrepierer vom Ausmaß der gefälschten Hitler-Tagebücher“ und hinterfragt den ideologischen Gehalt einer Kampagne, die von „peinlicher Selbstgefälligkeit“ getragen werde. Auch gebe zu denken, daß deren Initiatoren eine der wichtigsten Staats- aufgaben, für die Sicherheit der Menschen zu sorgen, in die Hand einer diffusen Bürgerbewegung der „Anständigen“ geben wolle. Wer das tue, erkläre den „Bankrott oder zumindest das Versagen der staatlichen Sicherheitspolitik“.

 

Politischer Streit darf getrost verschärft werden

STUTTGART. Der weit links stehende Hamburger Rechtsanwalt Horst Meier hat sich in Merkur (Heft 623/01) dem brisanten Thema „Soll man Rassenhetze verbieten?“ angenommen. Irgendwie sei es „peinlich“, so Meier, daß nun jene im „Kampf gegen Rechts“ um die Kriminalisierung des politischen Gegners bemüht seien, die einst überall „Zensur gegen Links angeprangert“ hätten. Die BRD-Verhältnisse mit der äußerst liberalen Praxis in den USA vergleichend, kommt Meier zu dem Fazit: Hierzulande dürfe die politische Auseinandersetzung durchaus verschärft werden, „in Wort, Schrift und Bild, und natürlich im Internet. Die meisten Ressentiments gegen Juden und Ausländer sind ohnehin mit den groben Rastern des Strafrechts nicht zu erfassen, geschweige denn wirksam zu bekämpfen.“ Minderheitenschutz solle daher nicht dazu dienen, „Zensur gesellschaftsfähig zu machen“.

 

Haus der Geschichte in Schleswig-Holstein

KIEL. Als die damalige Kultusministerin Tidick (SPD) 1993 den Pressesprecher der SPD-Fraktion im Kieler Landtag, den nicht habilitierten Historiker Uwe Danker, mit einer landesgeschichtlichen Professur beglückte (JF 28/94), schlugen die Wellen der Empörung so hoch, daß Konrad Adam in der FAZ diesen Genossenfilz als einzigartige „Verschlingung von Protektion und Selbstbegünstigung“ bezeichnete. Nun sieht auch die CDU-Fraktion in Danker den passenden Direktor eines „Hauses der Geschichte“, dessen Einrichtung im Landtag diskutiert wurde. Und daß, obwohl Danker seit seiner Berufung erwartungsgemäß nicht als seriöser Zeithistoriker, sondern vielmehr als Vermittler volkspädagogisch korrekter Versatzstücke zur Geschichte Schleswig-Holsteins aufgefallen ist.

 

Sorben im Dritten Reich: Verzögerter Widerstand

STUTTGART. In der sorbischen Geschichtsschreibung werden die Sorben nicht selten als entschiedene NS-Gegner von Anfang an beschrieben. Für Martin Walde, der die politische Linie des sorbische Zentralorgans Katolski Posol zwischen 1918 und 1939 analysiert hat, sind an diesem glorifizierenden Bild markante Korrekturen vorzunehmen (Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Heft 2/00). Die Anti-NS-Haltung der Sorben habe sich nämlich keineswegs von selbst verstanden, sondern sei Ergebnis eines „schmerzvollen Lernprozesses gewesen. Hinsichtlich des „urfaschistischen Gedankengebäudes“ der NSDAP habe es zunächst keine klaren Konfliktlinien in der sorbischen Publizistik gegeben. Eine geschlossene Gegenposition bezog man erst, als sich NS-Partei und Staat offen gegen die Sorben und die katholische Kirche richteten.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen