© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/01 30. März 2001

 
Im Glashaus
Presse: JU-Chef Papsch im Kreuzfeuer der politischen Korrektheit
Volker König

Rainer Butenschön, seines Zeichens stellvertretender politischer Chefredakteur der hannoverschen Neuen Presse, ist ein Mensch mit Hintergrundwissen. Und ein Meinungsmacher. Deshalb weiß er auch, wonach dem Landeschef der niedersächsischen Jungen Union (JU), Gerolf Papsch, der Sinn steht: "Wann immer auf dem rechten Flügel der niedersächsischen Christdemokraten Hand und Stimme zu erheben sind, ist Gerold Papsch freudig zur Stelle." Für Butenschön war es nur folgerichtig, daß Papsch sich einem Interview der JUNGEN FREIHEIT stellte – und er selbst hatte damit zugleich den Stoff für eine "rechte" Enthüllungsstory. Besonders stieß dem linken Journalisten dabei auf, daß der JU-Politiker sich nicht verängstigt Asche über das Haupt streute, sondern die Ansicht zu äußern wagte, er würde "allen demokratischen Zeitungen" Interviews geben.

Genau diese Formulierung erboste Butenschön wohl am meisten. Was und wer demokratisch ist, wird – so das ungeschriebene Gesetz – schließlich im politisch korrekten linksliberalen Milieu festgelegt, und konservative Medien zählen nun einmal nicht mehr dazu. Wer außerhalb dieses willkürlich festgesetzten Rahmens bleibt, gehört zu den Parias. Deshalb führt schon bereits das mit ihnen gewechselte Wort zur eigenen Aussätzigkeit. Ein böses Spiel, das gerade jene am besten beherrschen, die sonst besonders vehement die Freiheit von Meinung und Presse auch für Minderheiten einklagen.

Doch wer mit Steinen wirft, sollte zuvor prüfen, ob er nicht im Glashaus sitzt. Der NP-Redakteur Butenschön ist nämlich seinerseits regelmäßiger Autor in dem Antifa-Blättchen Der rechte Rand, das seit vielen Jahren ein Beobachtungsobjekt der Staatsschützer darstellt. Insbesondere seine Weigerung, Untaten des kommunistischen und des faschistischen Totalitarismus gleichermaßen als Verbrechen anzuerkennen sowie die an Pogromhetze erinnernde Praxis, von politisch Andersdenkenden Fotos und Privatanschriften zu veröffentlichen, waren dem Bundesamt für Verfassungsschutz Anlaß, den Rechten Rand unter Beobachtung zu stellen. Obwohl ihm dies bekannt ist, schreibt Butenschön weiterhin in diesem dubiosen Organ, traulich vereint mit Funktionären von PDS, DKP und noch extremeren Gruppierungen des linken Randes.

So nahm Butenschön in einem im Februar 1998 erschienenen Beitrag unter dem Titel "Roeder, Rühe und die Bundeswehr" den peinlichen Auftritt des Altnazis und selbsternannten "Reichs-Verwesers" Manfred Roeder vor der Bundeswehr-Führungsakademie in Hamburg zum Anlaß, über eine angeblich weitverbreitete Rechtsdrift der Streitkräfte zu schwadronieren. Es sei "unstreitig, daß das politische Koordinatensystem der Bundesrepublik in den vergangenen Jahren weit nach rechts verschoben worden ist", phantasierte der Journalist, natürlich nicht ohne den Hinweis: "Im übrigen geschah dies nicht von irgendwelchen durchgeknallten Glatzköpfen, sondern aus der politischen Mitte heraus." Will heißen: nicht der braune Mob ist die eigentliche Gefahr, sondern die Konservativen in der ominösen "Grauzone", in der nach dem Willen Butenschöns auch die JUNGE FREIHEIT und die Junge Union angesiedelt werden sollen.

Der zitierte Beitrag ist nicht der einzige Ausflug Butenschöns in die linksextreme Presse. 1997 ließ er sich im Rechten Rand über die "Geburt der Raumfahrt aus dem Geist der Barbarei der Nazis" aus, ein Jahr zuvor verbreitete er sich nach dem (bis heute ungeklärten) Brand in einem Lübecker Asylbewerberheim am 27. Februar 1996 im PDS-Organ Neues Deutschland, wo er düster dräuend davon schrieb, "daß neonazistische Gewalttaten im wiedervereinigten Deutschland inzwischen nur noch nach Tausenden zu zählen sind".

Bleibt nur die Frage, wie blind der niedersächsische Verfassungsschutz auf dem linken Auge ist. Oder wäre es nicht eine Bemerkung in dessen Jahresbericht wert, wenn ein führender Redakteur der zweitgrößten Tageszeitung Hannovers sich in der linksextremen Szene tummelt, mithin also eine gefährliche Unterwanderungsstrategie eines führenden Organs der veröffentlichten Meinung betreibt?


 
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