© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/01 30. März 2001

 
Sächsischer Lesemarathon
Die Leipziger Buchmesse kann auf dem Neuen Messegelände einen Besucherrekord verzeichnen
Ekkehard Schultz

Die Leipziger Buchmesse, oftmals als kleiner Bruder der "großen" Frankfurter Bücherschau im Herbst mitleidig belächelt, kann mit der diesjährigen Veranstaltung, zumindest im Hinblick auf die Besucherzahlen, jenen Kritikern, die der Messe mit großer Regelmäßigkeit ein baldiges Ende prophezeien, gute Argumente entgegenhalten. Mehr als 2.000 Verlage aus 27 Ländern stellten ihre Neuerscheinungen vor. Rund 65.000 Besucher kamen auf das am Stadtrand Leipzigs gelegene Neue Messegelände, das seit 1998 die Anlaufstation für den alljährlichen Pflichttermin insbesondere mitteldeutscher Bücherfreunde darstellt. Damit wurde nicht nur ein Besucherrekord seit dem Umzug der Messe aus dem Innestadtbereich erzielt, sondern auch das beste Ergebnis seit 1991 verzeichnet.

Daß die Hauptgeschäfte der Branche in der Weihnachtszeit und somit bevorzugt beim Frankfurter Konkurrenten abgewickelt werden, ist längst zur Binsenwahrheit verkommen. Natürlich treffen viele Verlage ihre Entscheidung für einen Messestand in Leipzig in erster Linie aus Gründen der bloßen Repräsentanz. Allerdings darf nicht verkannt werden, daß sich die Erfolge des unmittelbaren Kontakts mit der potenziellen Kundschaft kaum anhand von reinen Umsatzzahlen beziffern lassen. So haben insbesondere kleine Verlage aus den mitteldeutschen Regionen in Leipzig die einmalige Möglichkeit, ihre Titel unmittelbar aus erster Hand dem Leser vorstellen zu können, während sie ansonsten in den großen Buchhandlungen häufig ein Schattendasein fristen. Dabei bietet die häufige Schwerpunktbildung dieser Verlage auf den Heimat- und lokalhistorischen Bereich durchaus gute Chancen, sich auf dem Markt auch gegenüber der westdeutschen Konkurrenz zu behaupten.

Nicht übersehen werden darf auch die wichtige Rolle der Leipziger Buchmesse für den Tourismus. So stellt sie nicht nur für Neugierige aus dem Altbundesgebiet, sondern auch für zahlreiche Ex-Mitteldeutsche einen wichtigen Anreiz dar, die bereits zu Zeiten der DDR die Vorteile diese Institution nutzten, wieder einmal ihre ehemalige Heimatregion aufzusuchen.

Längst hat sich die Veranstaltungsreihe "Leipzig liest" im Rahmenprogramm der Buchmesse zu einem unverzichtbaren Bestandteil gemausert. Auch in diesem Jahr wurde mit rund 800 Lesungen, Diskussionen und Vorträgen innerhalb von vier Messetagen auch dem verwöhnten Lesepublikum ausreichend Gelegenheit zum kulturellen Genuß geboten.

Für die gewachsene Professionalität der Leipziger Buchmesse selbst spricht, daß es den Veranstaltern im Vergleich zu den ersten Ausstellungen in den neuen Hallen diesmal gelungen ist, die klassische Buchmesse mit der zeitgleich stattfindenden Antiquariatsmesse sowie "buch+art – Kunst rund um das Buch" räumlich sinnvoll miteinander zu verschmelzen. Die auf nunmehr zwei Messehallen sowie die vorgelagerte Glashalle konzentrierte Veranstaltung verheißt allen Ausstellern nahezu gleich gute Präsentationsmöglichkeiten.


 
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