© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/01 30. März 2001

 
Der Funke zündet nicht
Musical: "Grease" im Schiller Theater Berlin
Thorsten Thaler

Wolfgang Boksch wollte überhaupt nicht mehr aufhören, sich zu freuen und gute Laune zu verbreiten. Sichtlich genoß der Produzent und Konzertveranstalter das Blitzlichtgewitter der Fotografen; strahlend nahm er nach der Premiere des Musicals "Grease" auf der anschließenden Feier im Berliner Hotel Palace die Glückwünsche der mehr oder weniger prominenten Gästeschar entgegen.

Für den 50jährigen Boksch muß der Abend eine besondere Genugtuung gewesen sein. Schon einmal wollte er das Erfolgsmusical "Grease" in einer Inszenierung des Briten David Gilmore auf die Bühne des Berliner Schiller Theaters bringen. Das war vor gut zwei Jahren, im Herbst 1998. Doch damals scheiterte das Projekt, weil fast zur gleichen Zeit das Theater des Westens eine deutsche Fassung des Rock’n’Roll-Musicals nach Berlin holte (JF 45/98). Wutentbrannt kündigte Boksch seinen Pachtvertrag mit dem Schiller Theater, packte seine sieben Sachen und verließ die Stadt. Wenige Monate später bespielte er mit "Grease" das Hamburger Schauspielhaus. Und nun also die Rückkehr nach Berlin.

Der ganz große Wurf ist Wolfgang Boksch hier jedoch nicht gelungen. Das Premierenpublikum im Schiller Theater gab sich vergangenen Samstag zwar alle erdenkliche Mühe, das Stück begeistert aufzunehmen, doch der zündende Funke wollte einfach nicht überspringen. Selbst der Schlußbeifall mutete seltsam pflichtschuldigst an.

Woran das gelegen hat, ist schwer zu sagen. Gröbere Patzer hat es – von einem defekten Mikrofon abgesehen – nicht gegeben, die Choreographie der jungen US-Amerikanerinnen Carla Kama und Melissa Williams war gefällig, das Bühnenbild von Terry Parsons ordentlich, und das Ensemble um die beiden Hauptfiguren, Danny (Enrique Acevedo) und Sandy (Jodi Carmeli), mühte sich redlich. Sicher, die Elvis-Imitation im zweiten Akt nach der Pause taugte nicht einmal zur Ironisierung, und die Reklame für einen amerikanischen Fast-Food-Hersteller gegen Ende des Stücks wirkte mindestens verstörend. Aber das allein war es auch nicht.

Was der Aufführung am meisten fehlte, waren die dramaturgischen Höhepunkte, die aus einer guten Show erst eine hervorrragende machen. Seine spätere Freude ließ sich Wolfgang Boksch davon jedoch nicht trüben.

 

Das Musical "Grease" läuft bis zum 22. April im Schiller Theater Berlin, Bismarckstraße 110. Die Karten kosten zwischen 49,– und 149,– Mark.


 
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