© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/01 06. April 2001


Verlogenes Spiel
von Volker Kempf

Die 1992 auf der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro anvisierten und seither immer weiter konkretisierten Ziele, den weltwei-ten Kohlendioxydausstoß zu senken, sind längst gescheitert. All die Jahre stieg der Kohlendioxydausstoß aufgrund von Wirtschaftswachstum weltweit an. Es ist daher nur ehrlich, wenn US-Präsident George W. Bush klar ausspricht, daß er andere Sorgen hat, als Klimaschutzpolitik zu betreiben.

Verlogen ist, wer hingegen so tut, als könne er Wirtschaftswachstum und Klimaschutz unter einen Hut bekommen, indem er nur entsprechende Papiere unterschreibt, auf denen "Kyoto" steht. In diese Kategorie gehören die Europäer, vornan Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Das entschuldigt aber nicht, daß Bush dem Abschied von der Klimaschutzpolitik noch die Krone aufsetzt, indem er sich von ernsthaften Bestrebungen, die Energieeffizienz zu steigern, lossagt, um die Energielobby zu bedienen, die ihn im Wahlkampf mit 10 Millionen US-Dollar sponserte. Neue Kohleabbaugebiete auszuweisen, weitere Atomkraftwerke zu bauen sowie eine Senkung von Umweltauflagen für Öl-Raffinerien und Kohlekraftwerke zu forcieren, ist nicht zeitgemäß. Da werden die Europäer immer mit dem Finger auf den Buhmann Bush zeigen können und somit bequem davon ablenken, daß auch sie selbst internationale Klimaschutzziele längst in den Wind geschrieben haben. Wer mit dem Finger auf andere zeigt, zeigt noch immer mit drei Fingern auf sich selbst. So mag Bush sprichwörtlich die größere Umweltsau sein, dafür ist der Rest der Welt verlogener.


 
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