© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/01 06. April 2001

 
Rubrik:
Frisch gepreßt

Mythos Staat. Der an der Universität der Bundeswehr in München lehrende Herausgeber Rüdiger Voigt versammelt Autoren wie Henrique Ricardo Otten ("Die ’Sachlichkeit‘ des Politischen bei Carl Schmitt"), Günter Meuter ("Bemerkungen zum Ordnungsdenken Carl Schmitts") oder Ulrich K. Preuß ("Carl Schmitt – Die Bändigung oder die Entfesselung des Politischen"), die sich mehr als einmal zu Carl Schmitt haben vernehmen lassen, so daß in diesem Band zum Thema "Mythos Staat. Carl Schmitts Staatsverständnis" (Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2001, 267 Seiten, 98 Mark) gewisse Wiederholungseffekte auftreten – doch kommt der Leser dank Emanuel Richters (TU Aachen) fundierter Darstellung der Schmitt-Rezeption in den USA trotzdem auf seine Kosten.

Ostpreußens Literaten. Der vierte, von Frank-Lothar Kroll edierte Band in der Reihe "Literarische Landschaften" befaßt sich mit Ostpreußen – und siehe da, ausgerechnet Agnes Miegel kommt fast nicht vor. Und wo von ihr kurz die Rede ist, müssen ihre Verehrer lesen, sie sei durch "öffentliche Hitlerverehrung" mitverantwortlich dafür, daß Königsberg als Ort der Literatur untergegangen sei. Anstelle von Miegel präsentiert dieser Band Ostpreußens "klassische Moderne": Arno Holz, Oskar Loerke, Albrecht Schaeffer, dazu Johannes Bobrowski und Siegfried Lenz sowie einen instruktiven Überblick des polnischen Publizisten Jan Chlosta (Allenstein) über "Ostpreußen in der deutschen und polnischen Literatur 1945–1995" (Duncker& Humblot 2001, 191 Seiten, 48 Mark).

Neue Rechte. "Antidemokratische und rassistische Tendenzen" macht eine bei Wolfgang Benz und Kurt Franke an der TU Berlin erstellte, jetzt publizierte und von Michel Friedman bevorwortete Dissertation über "Die Neue Rechte" aus, die die inzwischen im Talk-show-Zirkus aktive Alice Brauner-Orthen, Tochter des Filmproduzenten Artur Brauner, vorlegt (Leske+Budrich, Opladen 2001, 203 Seiten, 36 Mark). Die Arbeit, ein analytisch unergiebiger Mix konventioneller Deutungsmuster und polemischer Wertungen, ist immerhin als Materialsammlung nützlich, hätte aber hier ihren Gebrauchswert wesentlich steigern können, wenn die Verfasserin nicht um 1997 ihre Sammelarbeit eingestellt hätte.


 
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