© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/01 20. April 2001

 
WIRTSCHAFT
Die neue Ballermann-Abgabe
Bernd-Thomas Ramb

Auf Mallorca, Hauptziel deutscher Billigreisender, soll künftig eine Touristensteuer erhoben werden. Je Urlauber und Tag sind ab dem Herbst ein drittel bis zwei ganze Euro zu entrichten. Was für einseitig orientierte Einzelreisende gerade einmal ein Bier weniger an der Strandkneipe bedeutet, kann das vierzehntätige Ferienbudget der vierköpfigen Familie mit spürbaren 200 Mark belasten. Wenn die Kosten überhaupt beim Urlauber landen, denn die Reiseveranstalter haben schon signalisiert, daß sie keinesfalls bereit sind, die Zusatzsteuer zu übernehmen. Vorerst dürfte die Steuerlast bei den Hotels und Ferienclubs verbleiben, die für die Erfassung und Abführung verantwortlich sind. Folgerichtig hat sich dieser Kreis auch – nötigenfalls – zur Verfassungsklage gegen die geplanten Steuern entschlossen.

"Ökosteuer" heißt die Idee der linksnationalistisch-grünen Balearenregierung. Demzufolge sollen die erwarteten Einkünfte in Höhe von 70 Millionen Euro für die Verbesserung der Umwelt, vor allem des Wassers, eingesetzt werden. Das klingt vernünftig. Gerade den Deutschen dürfte der Sinn der Abgabe einleuchten, ist doch jeder Bäderurlauber an die Zahlung von Kurtaxen seit Jahrhunderten gewohnt. Natürlich werden auch die balearischen Gästesteuern, die noch nicht für Urlauber in Privatunterkünften gilt, in absehbarer Zeit die Touristen selbst entrichten müssen. Selbstverständlich wird die Kostenerhöhung zu einem Rückgang der Nachfrage nach Mallorcaurlauben führen. Aber wird nicht auch beim Fleischverzehr mit dem Argument geworben, eine bessere Qualität müsse auch mit einem höheren Preis bezahlt werden? Es wäre peinlich, wenn die echten Balearen-Begeisterten vertrieben und die Bal-lermann-Säufer darin eine Lizenz zum Verdrecken sehen würden.


 
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