© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/01 20. April 2001

 
Die Opposition löst sich auf
Konservative Kirchengemeinschaft in Norddeutschland streckt wegen Mangel an Nachwuchs die Waffen
(idea)

Sie galt viele Jahre als "geistliche Opposition" in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche: Jetzt löst sich die Bekennende Gemeinschaft in Norddeutschland auf. "16 Jahre hat sie sich in Verbundenheit mit anderen bekenntnistreuen Christen und Gruppen um eine geistliche Kurskorrektur der Nordelbisch Evangelisch-Lutherischen Kirche bemüht", heißt es im letzten Rundbrief der Organisation unter dem Titel "Ruf zur geistlichen Mitte". Grund für die Auflösung ist fehlender Nachwuchs. Alle Versuche, für die Leitung jüngere Repräsentanten zu gewinnen, seien gescheitert, sagte der frühere schleswig-holsteinische Landtagspräsident Rudolf Titzck vom bisherigen Leitungkreis auf Anfrage des evangelischen Nachrichtendienstes idea. Er bedauerte, daß es jetzt weder innerhalb noch außerhalb der Synode eine "kämpferische Opposition" gegen den Kurs der "feministisch dominierten Kirche" gebe.

Vorsitzender der 1985 gegründeten Bekennenden Gemeinschaft war seither der heute 79jährige Otto Graf zu Rantzau. Die Bekennende Gemeinschaft hatte sich zum Ziel gesetzt, Fehlentwicklungen in Nordelbien entgegenzuwirken. Die Organisation wirft der Kirche unter anderem eine Aushöhlung von Ehe und Familie vor. Die Synode habe die Ehe in die Vielfalt der Lebensformen eingegliedert und ihre in Bibel und Bekenntnis festgestellte Einzigartigkeit nivelliert. Außerdem dulde und fördere die Kirche mit der sogenannten feministischen Theologie das Eindringen von Irrlehren und Neuheidentum. "Mit zunehmnder Beschleunigung haben sich die Verantwortlichen in den kirchlichen Leitungsgremien in ihrer kirchegestaltenden Arbeit von Bibel und Bekenntnis entfernt. Sie haben den Kräften nicht gewehrt, welche die Emanzipation der Kiche von Jesus Christus betreiben", heißt es im Rundbrief.

Die Bekennende Gemeinschaft ruft ihre Freunde auf, den "geistlichen Kampf um die Kirche Jesu Christi" in anderen Gruppen fortzuführen. Genannt werden die Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis (Hamburg) und der Gemeindehilfsbund (Walsrode). Wer glaube, die nordelbische Kirche nicht mehr guten Gewissens unterstützen zu können, für den könne die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kiche eine geistliche Heimat werden. Diesen Schritt hatten Ende 1999 der ehmalige Bundesfinanz- und Verteidigungsminister Hans Apel und seine Frau vollzogen.


 
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