© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/01 20. April 2001

 
Meldungen

USA: Bildung bald keine öffentliche Aufgabe mehr

BONN. Eine kritische Haltung zu den USA ist in deutschen politikwissenschaftlichen Instituten kaum noch auszumachen. Kein Wunder darum, daß es wieder einmal ein US-Kollege ist, der sich wie Norman Birnbaum in den Blättern für deutsche und internationale Politik (Heft 3/01) mit einer mitunter zu äußerster polemischer Schärfe neigenden Analyse der innen- und außenpolitischer Weichenstellungen unter George W. Bush zu Wort meldet. Bildungspolitisch riskiere Bushs Bevorzugung der Privatschulen den "Zusammenbruch der Tradition, daß Bildung und Erziehung öffentliche Aufgaben sind". Gesundheitspolitisch werde ein flächendeckendes System des Gesundheitsschutzes von den Republikanern als geradezu absurd abgelehnt. Was unter Bush als Umweltpolitik firmiere, verdiene nicht einmal den Namen.

 

Wieder studentischer Zulauf bei den Theologen

BONN. Europa steckt im Strudel der Entchristlichung. Und trotzdem kann der in Münster Systematische Theologie lehrende Michael Beintker dem erstaunten Publikum nun mitteilen, daß die Zahl der Theologiestudenten wieder steige (Forschung& Lehre, 4/01). Die Studentenzahlen seien allein deshalb zurückgegangen, weil die Kirchen nur einem Teil der Absolventen die Übernahme in den kirchlichen Dienst in Aussicht stellen konnten. Ab 2005 sei aber wieder mit einem Überhang an offenen Pfarrstellen zu rechnen, so daß sich daraus optimale Berufschancen ableiten ließen. Beintker meint auch, daß die Zahl ausländischer Studenten mittelfristig steigen werde, da es angehende Theologen aus Ost- und Westeuropa, aber auch aus Asien verstärkt nach Deutschland ziehe.

 

Widerstände gegen Demokratieprozeß

HEIDELBERG.Dieter Nohlen vom Heidelberger Institut für Politische Wissenschaft begleitet die "Demokratieentwicklung" in Südamerika seit zehn Jahren mit Studien zu Wahlen und Wahlorganisation. Seine Bilanz dieses Jahrzehnts (Ruperto Carola. Forschungsmagazin der Universität Heidelberg, Heft 3/00) fällt ernüchternd aus. Der "Parlamentarismus als Allheilmittel" habe viele Hoffnungen enttäuscht. In der Theorie möge er zwar der tüchtigere demokratische Systemtyp sein, nicht aber in Lateinamerika. Dort habe man es nun einmal mit einer politisch-institutionellen Tradition zu tun, die vom "personalistischen Politikstil" und vom "geringen Ansehen parlamentarischer Organe" und dem "geringen Institutionalisierungsgrad politischer Parteien" geprägt sei. Es seien daher die "Exekutiven" gewesen, die die wirtschaftlichen und sozialen Reformen herbeiführten, während die Parlamente eher eine Politik der Staatsausgaben und des Populismus verfolgten.


 
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