© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/01 27. April 2001

 
Fidel Castro
Letzter Mohikaner
von Werner Olles

Die castroistische Revolution auf Kuba begann am 26. Juli 1953, als der bankrotte Rechtsanwalt Fidel Castro mit 150 Getreuen die Moncada-Kaserne angriff. Zwar scheiterte die Aktion, und über die Hälfte seiner Kampfgenossen wurde in einem Racheakt von den Schergen des Diktators Fulgencio Batista – oft nach schwersten Folterungen – ermordet, aber Castro gelang es, in die Berge zu flüchten, wo er allerdings später von einer Militärpatrouille festgenommen wurde. Nach zwei Jahren kam er aufgrund einer Amnestie Batistas wieder frei. In diese Zeit fiel die Gründung der "Bewegung vom 26. Juli", deren revolutionäres Programm – Landreform, Mietsenkung, Reform des Erziehungs- und Gesundheitswesens, Eigentum für Kleinpächter, Wiederinkraftsetzen der Verfassung von 1940 und Nationalisierung aller US-amerikanischen Firmen auf Kuba – Castro bereits bei seiner später berühmt gewordenen Verteidigungsrede vor Gericht im Oktober 1953 öffentlich verkündet hatte.

Noch im mexikanischen Exil sammelte er die ersten Guerilla-Kämpfer, darunter den Argentinier Ernesto "Che" Guevara, um mit der militärischen Ausbildung zu beginnen. In der Sierra Maestre kämpfte diese "Armee" um ihr nacktes Überleben, aber Castro avancierte zum kubanischen Nationalhelden – nicht zuletzt dank der US-amerikanischen Presse, die sich auf ihn kapriziert hatte.

Nach über zwei Jahren Guerillakrieg, den er in der Sierra mit rund 1.000 Männern gegen eine Armee von 35.000 Soldaten geführt hatte – wobei aber bis heute, um den Mythos Castros und Guevaras nicht anzukratzen, die weitaus höhere Beteiligung studentischer und anderer Aktionsgruppen in den Städten geflissentlich verschwiegen wird –, zog Castro am 1. Januar 1959 in Havannna als Sieger ein. Gut zwei Jahre später, im April 1961, scheiterte das mit finanzieller Unterstützung Washingtons und durch amerikanische Luftangriffe sekundierte Unternehmen "Schweinebucht" jämmerlich. Die vom CIA ausgebildeten und für die Invasion vorgesehenen Exilkubaner wurden von Castros Truppen nahezu völlig aufgerieben. Erst danach betonte er zum ersten Mal den sozialistischen Charakter der kubanischen Revolution. In der Folge schloß sich Castro politisch und militärisch immer stärker dem Ostblock an. Mit dem sowjetischen Sturmgewehr "Kalaschnikow" im Arm erinnerte Castro jetzt am 40. Jahrestag der Ausrufung des Sozialismus auch symbolisch noch einmal an die gescheiterte Invasion in der "Schweinebucht".

Nach dem Niedergang des "sozialistischen Lagers" zu Beginn der neunziger Jahre gehört der "maximo lider" zu den letzten, die die rote Fahne des Sozialismus noch immer unbeirrt hochhalten. Am 13. August wird der 1926 in Biran/Oriente geborene Sohn eines Großgrundbesitzers 75 Jahre. Wer oder was einmal nach ihm kommt, bleibt ungewiß. Daß der alte Revolutionär aber nichts von seinem kämpferischen Elan verloren hat, bewies seine Solidaritätsbotschaft an die Globalisierungsgegner auf dem Amerika-Gipfel in Quebec: "Kuba unterstützt und umarmt euch, grüßt euch als Brüder."


 
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