© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/01 27. April 2001

 
WIRTSCHAFT
Zusammenrottung künftiger Minister
Bernd-Thomas Ramb

Über eine Globalisierungstendenz ist bisher kaum diskutiert worden, die Tendenz zur global organisierten Terrorisierung internationaler Konferenzen. Während die gewalttätige Störung des Weltwirtschaftsgipfels in Seattle noch schockierte, tritt bei den nicht minder brutalen Aktionen auf den Nachfolgekonferenzen fast schon ein Gewöhnungseffekt ein. Die jüngsten Ausschreitungen anläßlich des Amerikagipfels im kanadischen Québec, der lediglich der Eröffnung einer Perspektive diente, beweisen trotz der netten Bilder von barbusigen Studentinnen und der stets sympathieheischenden Auftritte folkloristisch-indianischer Trachtengruppen, die das Bild der steinwerfenden Vermummten zu neutralisieren oder mit apokalyptischem Umweltlamento zu entschuldigen versuchten, eine systematisierte Bekriegung internationaler Konferenzen.

Wer bezahlt das alles? Internationales Jetten für Umweltrettung und Armenhilfe ist kein billiger Spaß. Und die pseudomenschenfreundlichen Gewalttäter erwecken nicht den Eindruck betuchter Salonsozialisten, die in Papas Flugzeug zum militanten Happening düsen. Es riecht mehr nach fremdfinanzierten Auftragsterror. Hilft zur Lösung dieses Rätsels die Beantwortung einer zweiten Frage, warum nur zu ganz bestimmten Anlässen demonstriert wird, andere Gipfel jedoch ungeschoren bleiben? Die Handelsliberalisierung eines großen Wirtschaftsraums unter Beachtung der demokratischen Struktur der beteiligten Länder ist auch in Europa vorgesehen, ja angeblich bereits weit fortgeschritten. Wer aber demonstriert in Brüssel? Offensichtlich wird fein zwischen tatsächlichem Freihandel und sozialistischer Wirtschaftskontrolle unterschieden. Vielleicht dienen die Demos aber auch nur als Profilierungsplattform künftiger Minister und die Filmaufnahmen als Bewerbungsunterlagen.


 
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