© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/01 27. April 2001

 
Blick in die Medien
Spielberg und VB
Ronald Gläser

Amerikanische Fernseh- und Kinofilme bereichern unser Leben ungemein. Wir erfahren darin so viel über das Leben: Zeitbomben sind immer mit einer digitalen, rückwärtszählenden Uhr ausgestattet, so daß wir genau wissen, wann sie explodieren. Polizeibeamte können Fälle nur lösen, wenn sie zuvor vom Dienst suspendiert worden sind. Und alle amerikanischen Telefonnummern beginnen mit "555". Andere anspruchsvolle Filme erhellen die Vergangenheit und bewältigen sie. Gründonnerstag konnte man dies besonders gut in Augenschein nehmen. Zur besten Sendezeit liefen auf ProSieben und in der ARD zwei Filme aus den neunziger Jahren, die vom selben Regisseur stammen: Steven Spielberg. Der Privatsender zeigte den 1993 produzierten Streifen Schindlers Liste, während im Staatsfunk der 1997 hergestellte Film Amistad lief. Beide Filme setzen sich kritisch mit der Vergangenheit auseinander. In Schindlers Liste geht es um Spielbergs Lieblingsthema, die Judenverfolgung im Dritten Reich. Amistad dagegen beleuchtet eine Gruppe von Negersklaven, die sich vor 200 Jahren selbst befreiten und an Bord des Schiffes Amistad fliehen konnten. Unterschiede zwischen beiden Filmen lassen sich trotzdem ausmachen. In Schindlers Liste gibt es nur einen "guten" Deutschen und viele verbrecherische SS-Angehörige, die das Blut nur so spritzen lassen. In Amistad gibt es zahlreiche Helden, und nicht zuletzt enden die Gewaltszenen bereits nach zehn Minuten. Warum kann Spielberg nur nicht bei Filmen wie E.T. oder Der Weiße Hai bleiben?


 
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