© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/01 11. Mai 2001

 
Frank Steffel
Berliner Schnauze
von Thorsten Thaler

J

unge aufstrebende Politiker stehen in allen Parteien derzeit hoch im Kurs. In der Berliner CDU soll jetzt der erst 35jährige Unternehmer Frank Steffel zum neuen Fraktionsvorsitzenden aufrücken; seine Wahl ist für den kommenden Dienstag vorgesehen. Darauf haben sich die CDU-Abgeordneten auf ihrer Klausurtagung im fränkischen Kloster Banz am vergangenen Sonntag verständigt. Zuvor hatten sich bereits der Landesvorsitzende Eberhard Diepgen und der noch amtierende Fraktionschef Klaus Landowsky öffentlich für Steffel ausgesprochen.

Der bevorstehende Wechsel an der Spitze der CDU-Fraktion ist einem handfesten Spendenskandal geschuldet. Seitdem im Februar bekannt wurde, daß Landowsky in eine Spendenaffäre verstrickt ist (JF 8/01), drängten die mit der CDU in einer Großen Koalition mitregierenden Sozialdemokraten auf eine Ablösung des Fraktionsvorsitzenden. Anfangs glaubte Landowsky noch, die Affäre aussitzen zu können. Doch nachdem führende SPD-Vertreter unverhohlen damit drohten, die Koalition platzen zu lassen, falls die CDU ihrer Forderung nicht nachkomme, blieb der Union schließlich keine Wahl.

Frank Steffel ist ein waschechter Berliner Jung’ mit Herz und Schnauze. Vor allem mit Schnauze. Seine häufig polternde "Hoppla-hier-komm-ich"-Art ist schon so manchem Parteifreund sauer aufgestoßen. Daß er zugleich umgänglich und von einnehmendem Wesen sein kann, steht dazu nicht im Widerspruch. Es ist vielmehr gerade diese Mischung sowie sein unbestreitbares Talent als politischer Strippenzieher hinter den Kulissen, die ihn in der Politik Karriere machen ließen. Daß er sich dabei nie nach einem Amt in der Partei gedrängt haben soll, wie kürzlich eine ihm wohlwollende Journalistin schrieb, ist freilich ein Märchen.

Trotz seiner 35 Jahre ist Steffel ein alter Hase im Parteigeschäft der Berliner CDU. Bereits als 16jähriger wurde er Mitglied der Schüler Union, ein Jahr später trat er in die CDU ein. Steffel absolvierte die klassische Ochsentour durch die Partei. In seinem Heimatbezirk Reinicken-dorf war er Vorsitzender der Schüler Union (1983/84), Chef der Jungen Union (1985/91), CDU-Vorstandsmitglied (seit 1985) und Bezirksverordneter (1989/90). Parallel dazu studierte er an der Freien Universität Wirtschaftswissenschaften; später übernahm er die Geschäftsführung in der elterlichen Firma für Raumausstattung.

Mit 24 Jahren wurde Steffel 1991 erstmals direkt ins Abgeordnetenhaus gewählt. Dort machte er zunächst durch lautstarke Zwischenrufe auf sich aufmerksam, avancierte aber in den folgenden Jahren zum Wirtschaftsexperten und – nachdrücklich protegiert von Landowsky – zu einem der Vize-Vorsitzenden der Fraktion.

Für welchen inhaltlichen Kurs Steffel steht, ist schwer auszumachen. Politische Glaubenssätze jenseits der Neue-Mitte-Rhetorik sind von ihm nicht bekannt. Auf dem weiteren Weg nach oben wären sie auch nur hinderlich.


 
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