© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/01 11. Mai 2001

 
Meldungen

Akademikerzahl soll bis 2015 kräftig steigen

HEIDELBERG. Anläßlich des Wechsels im Vorsitz des deutschen Wissenschaftsrats, vom Historiker Winfried Schulze zum Neurologen Karl M. Einhäupl, meldet Spektrum der Wissenschaft (Heft 5/01), daß die deutschen Hochschulen für das Zeitalter der Hochtechnologie kaum gerüstet seien. Nach der schon zu Schulzes Amtszeit verfochtenen Strategie des Wissenschaftsrates gelte es keine "Akademikerschwemme" zu bremsen, sondern den Anteil der Hochschulabsolventen unter den Erwerbstätigen drastisch zu steigern. Hier liege Deutschland nach wie weit hinter den USA und den europäischen Spitzenreitern Norwegen und Niederlande. Der vom Wissenschaftsrat angestrebte Akademisierungsgrad liege bei 40 Prozent (heute kaum 20). Nur so könnten 2015 30 Prozent aller Arbeitsplätze mit Hochschulabsolventen besetzt sein.

 

Polen am Vorabend der EU-Osterweiterung

WIEN. Die vom Wiener Institut für die Wissenschaft vom Menschen hat ein Heft der von ihr edierten Zeitschrift Transit (20/00-01) polnischen Historikern und Sozialwissenschaftlern geöffnet, die sich mit der mentalen Verfassung ihrer Landsleute beschäftigen. Überraschend sind vor allem die Einsichten über die wertvorstellungen der jungen Generation. Hatte die Warschauer Soziologin Hann Swida-Ziemba in einer 1999 veröffentlichten Studie noch "antikapitalistische" Reserven unter jungen Polen ausgemacht, tritt ihr jetzt die Literaturkritikerin Kinga Dunin entgegen. Antikapitalistische Positionen lassen sich nicht aufzeigen. Sie werden vor allem nicht vom Katholizismus gespeist, denn in dieser Generation sei wohl erstmals in der polnischen Geschichte von Religion und Kirche gar keine Rede mehr. "Kein Wunder", so Dunin, daß auch "die Familie" kein "Lieblingsthema" mehr sei.

 

Unzufrieden mit der deutschen Erinnerung

HAMBURG. Finanziert von der VW-Stiftung hat sich Harald Welzer vom Psychologischen Institut der Universität Hannover damit beschäftigt, was "ganz normale Deutsche" aus der Zeit des Dritten Reiches erinnern, "wie sie darüber sprechen und was davon auf dem Wege kommunikativer Tradierung an die Kinder- und Enkelgenerationen weitergegeben wird" (Mittelweg 36, Heft 2/01). Aus gut 2.500 in Familiengesprächen und Interviews hat Welzer herausgefiltert, daß ein "Prozeß kumulativer Heroisierung" die "Täter" und "Mitläufer" tendenziell zu "integren, guten Menschen" verwandle. So belegt Welzer sein Fazit, daß sich trotz der etablierten "Bekenntnis- und Verantwortungsrhetoriken" das Geschichtsbewußtsein über die NS-Zeit entpolitisiere.

 

Annäherung an das Problem der Illegalität

BADEN-BADEN. Der Münchner Jesuit Jörg Alt, 1999 bereits mit einem Forschungsbericht zur Lebenssituation illegaler Ausländer in Leipzig hervorgetreten, hat sich in der Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik (Heft 2/01) erneut mit diesen Menschen "vierter Klasse" beschäftigt, um für einen "angemesseneren Umgang mit einem brisanten Problem" zu werben. Alt betont die ökonomischen Faktoren, die dazu führen, daß es nicht wenige Interessengruppen gibt, denen an einer recht- und wehrlosen wie ausbeutbaren Verfügungsmasse gelegen ist. Deshalb könne es keine einheitliche Antwort der Politik auf dieses Problem geben. Das westliche Wohlstandsmodell ziehe Menschen aus unterentwickleten Regionen an und vernutze sie mit seinen "illegalitätsproduzierenden Mechanismen". Es sei daher auch ganz abwegig, den USA und einigen EU-Ländern zu folgen und "Legalisierungsprogramme" aufzulegen. Nachrückende Illegale würden schnell an die Stelle der Legalisierten treten.


 
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