© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/01 18. Mai 2001

 
Frisch gepreßt

Historiker. Das Vorwort zu seiner Dissertation nutzt Ingo Haar zu Danksagungen: an die FAZ-Stiftung für einen namhaften Druckkostenzuschuß, und an einen seiner Ratgeber, den einstigen Terroristen Karl-Heinz Roth, den die FAZ einen westlichen Stasi-Zuträger nennt. So sieht sie wohl aus, die neue Mitte. Kein Wunder, wenn Haars Werk über deutsche Historiker im Dritten Reich, die sich wie Theodor Schieder und Werner Conze von Königsberg aus "Ostthemen" zuwandten, im Blatt der klugen Köpfe wie auf Bestellung über Gebühr lobend rezensiert wird. Unverdient, da man schon bei oberflächlicher Lektüre registriert, daß Haar alle Quellen, die seinen Guido-Knopp-Thesen von den "willigen Historikern" widersprechen, ungeniert ausblendet ("Historiker im Nationalsozialismus. Deutsche Geschichtswissenschaft und ’Volkstumskampf‘ im Osten", Vandenhoeck&Ruprecht, Göttingen 2000, 433 S., 78 Mark)

"Die" Deutschland. Im Mai vor 70 Jahren lief das Panzerschiff "Deutschland" vom Stapel. Schon 1928, im Planungsstadium, hatte es als "Panzerkreuzer A" die SPD in Bedrängnis gebracht und kommunistischen Kritikern Munition für ihre "Sozialverräter"-Agitation geliefert. Diese Hintergründe, die Rolle des "politischen Schiffes" als Werkzeug gegen die Versailler Rüstungsbeschränkungen, der technische Innovationsschub, der die Chancen für einen erfolgreichen ozeanischen Zufuhrkrieg erhöhte, die wiederum politische Rolle der "Deutschland" während ihres Einsatzes im Spanischen Bürgerkrieg: dies schildert Hans-Georg Prager als wichtigen Abschnitt deutscher Marinegeschichte, der nur leider allzu oft von detailversessenen Beschreibungen der Schiffstechnik zugedeckt wird ("Panzerschiff Deutschland/Schwerer Kreuzer Lützow", Koehler&Mittler, Hamburg 2001, 334 Seiten, 153 Abb., Karten, Zeichnungen, 48,70 Mark).

Preußen. James Charles Roy, freischaffender Historiker aus der Nähe Bostons, als eine Art ostelbischer Fontane vornehmlich in den Gebieten östlich von Oder und Neiße wandernd, erschließt Preußens Geschichte im Gespräch mit Zeitzeugen und im mitunter doch sehr lockeren historischen Exkurs ("’... es war einmal ein Königreich ...‘ Ein Amerikaner auf den Spuren der Geschichte Preußens", Langen Müller, München 2001, 400 S., 49,90 Mark).


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen