© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/01 25. Mai 2001

 
Umwelt
Befreite Tiere und schlachtreife Politiker
Volker Kempf

Die industrielle Massentierhaltung hat ihre Gegner. Am radikalsten sind die Tierbefreier. Diese befreien zum Beispiel Hühner aus Hühner-KZ. Auch gut gesicherte Tierversuchsanlagen waren schon Zielscheibe von Befreiungsaktionen. Häufiger werden von diesen radikalen Tierschützern allerdings Pelztiere aus Pelztierzuchtanlagen befreit. Schließlich leben dort Wildtiere mit großem Bewegungsdrang in engen Käfigen. Dieser beklagenswerte Umstand ist den Menschen meist nicht einmal einen Gedanken wert, was die Tierbefreier um so mehr erzürnt. Allein im US-Bundesstaat Oregon wurden letztes Jahr nicht weniger als 10.000 Nerze aus Pelztierfarmen befreit. Etwa 5.000 Nerze seien dadurch jammervoll verendet, weil sie es nicht gewohnt seien, in freier Wildbahn zu leben. So sieht das zumindest ein Vertreter der Pelztierindustrie.

Dem widerspricht hierzulande der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) in seinem aktuellen Mitgliedermagazin: "Freilich wären ohne die Befreiungsaktion 10.000 Nerze sicher verendet, weil sie das Leben als Pelzmantel nicht gewohnt sind." Wer wird das bestreiten wollen? Die Politiker scheren sich unterdessen reichlich wenig um das Wohlergehen der Mitkreaturen. Vielleicht liegt das am BSE im Bundestag. Diese Diagnose hilft dann zwar auch nicht, den Umstand zu beseitigen, kann ihn aber immerhin erklären. Jedenfalls sind Politiker nicht konsequent genug. Die BSE-Krise kostete schließlich nur zwei Minister den Kopf; dabei hätte in einem solchen Fall laut dem sachverständigen BUND-Magazin die ganze Herde geschlachtet werden müssen. Unsere Politiker sind also schlachtreif. Warum werden sie aber nicht abgeschlachtet – pardon: abgewählt? Ist BSE etwa überall?


 
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