© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/01 01. Juni 2001

 
PRO&CONTRA
Glücksspiel-Gewinne versteuern?
Dr. Thomas Broch / lmar Bamfaste

Besteuerung von Glücksspiel-Gewinnen? Ein heikles Thema. Man kommt leicht in den Geruch, den Menschen ihre Freude nicht zu gönnen. Darum soll es wirklich nicht gehen – jedem sei sein unerwartetes Glück von Herzen gegönnt. Aber vielleicht trifft man ja gerade bei Menschen, die völlig überraschend zu Wohlstand gekommen sind, auf Großzügigkeit und auf Verständnis für andere, die abseits von solchem Glück stehen.

Also: Steuer auf Glücksspiel-Gewinne – das sollte kein Tabu sein. Ebensowenig, wie die gerechte steuerliche Behandlung großer Vermögen überhaupt tabu sein darf.

Das ist ein zentraler Gedanke für ein Gemeinwesen, in dem Solidarität und Verantwortung nicht in Vergessenheit geraten sollen. Es gibt in unserer Gesellschaft so viele Bereiche, wo eine gerechte Verteilung der finanziellen Mittel erforderlich ist. Gerade im sozialen Bereich können dringend notwendige Leistungen nicht mehr im erforderlichen Umfang erbracht werden, weil einfach die öffentlichen Mittel fehlen. Wieviel Elend könnte im Vorfeld gerade bei jungen Menschen verhindert werden, wenn mehr Personal und mehr Angebote für Prävention zur Verfügung stünden! Es fehlt an allen Ecken und Enden am Geld.

Und dabei ist noch gar nicht die Rede davon, was an neuen steuerfinanzierten Leistungen erforderlich wäre: zum Beispiel Unterstützung der Familien mit Kindern durch mehr Kindergeld und durch ein flächendeckendes Angebot an Tagesbetreuung für Kinder. Oder eine Grundsicherung für alte und leistungsgeminderte Menschen, damit sie nicht von der Sozialhilfe abhängig werden. Das sind Beispiele, die sich sehr leicht vermehren ließen.

Wenn die Strukturen des Sozialstaates zunehmend versagen, dann muß man schon fragen dürfen, ob die Gewinner von Glücksspielen nicht ein wenig von ihrem Glück zur Verfügung stellen sollen, damit es anderen auch ein wenig besser geht.

 

Dr. Thomas Broch ist Pressesprecher des Deutschen Caritasverbandes

 

 

Der Lottogewinn ist steuerfrei. Lediglich die daraus erzielten Erträge unterliegen der Einkommensteuer. Das ist geltendes Recht. Daran rütteln heißt: Das Sommertheater beginnt jetzt schon im Mai.

Beim Lottogewinn nämlich handelt es sich nicht um Einkommen, sondern um Vermögenstransfer. Das Glücksspiel hat seinen festen Platz im gesellschaftlichen Leben, ist fester Bestandteil der Freizeit. Menschen aller Berufs- und Einkommensgruppen, jeden Alters haben Teil an der Faszination vom großen Glück. Einfache Regeln, ein Höchstmaß an Seriosität, niedrige Einsätze und gute Gewinnaussichten bilden bereits im fünften Jahrzehnt das Erfolgsgeheimnis hinter der Lotto-Formel 6 aus 49.

Doch Lotto ist weit mehr als nur sechs Kreuzchen, mehr als Glücksspiel und Gewinnquote. Lotto ist überall und für jeden erreichbar, steht mitten im Leben, ist Volkssport, Synonym für Glück, für Hoffnungen und Träume. Die Hälfte des Einsatzes wird an die Gewinner wieder ausgeschüttet. Über 40 Prozent fließen als Lotteriesteuer und Konzessionsabgabe wieder in die Landeskasse. Hiervon partizipieren verschiedene gemeinnützige Empfänger: soziale, karikative, jugend- und sportfördernde Einrichtungen sowie der Natur- und Umweltschutz.

Durch dieses vielfältige Engagement in den unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft trägt Lotto zur Erhaltung der Kulturgüter und des Lebensraumes bei und sichert damit einen wesentlichen Bestandteil der Lebensqualität. Damit leistet Lotto zugleich einen bedeutsamen Beitrag zum Gemeinwohl. Gerade in Zeiten allgemein notwendiger Sparmaßnahmen kommt dieser finanziellen Förderung ganz besondere Bedeutung zu.

Je geringer die Einsätze, etwa weil Besteuerung die Freude am Spiel verdirbt, desto weniger Geld für Einrichtungen, die mit Lottogeldern ihren wichtigen gemeinnützigen Auftrag erfüllen.

 

Elmar Bamfaste ist Pressesprecher der Westdeutschen Lotterie.


 
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