© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/01 01. Juni 2001

 
UMWELT
Die unheilige Allianz ist unheimlich tolerant
Volker Kempf

Erstaunlich war es schon, daß das in Düsseldorf am 20. Mai per Bürgerentscheid erfolgreiche Bündnis für den Verbleib von 50,1 Prozent Anteilen der Landeshauptstadt an den Stadtwerken von der PDS bis zu den Republikanern reichte (die JUNGE FREIHEIT berichtete auf der Umweltseite). Ein gemeinsames Ziel scheint die Gruppen zusammengeschmiedet und zum Erfolg geführt zu haben. Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) sprach denn auch von einer "unheiligen Allianz von PDS bis Republikaner", die ihm, seiner Partei und der FDP einen Strich durch die geplante Strom- und Wasserprivatisierung machen.

Doch die PDS, die im Rat der Stadt mit zwei Sitzen vertreten ist, und die Republikaner seien am Bündnis nie – offiziell – beteiligt gewesen. Dies erfahren die Bürger nun vom ÖTV-Kreisgeschäftsführer Gustav Wilden, der in der Initiative tonangebend ist. Im Lokalteil der Rheinischen Post vom 24. Mai erklärt Wilden per Interview unter der Überschrift "Kein Bündnis mit Extremen" stolz: "Der einzige Republikaner im Stadtrat, ein Stadtwerker, war am (Wahl-)Sonntag im Rathaus. Wir haben ihn aus dem Saal, den wir hatten, heraus- skandiert." Und die PDS? Nach dem Bürgerentscheid wurde in der ebengenannten Tageszeitung ein PDS-Stadtrat abgebildet, wie er in der Runde der Hauptakteure des Bündnisses sitzt und fröhlich mitfeiert. Somit ist das Bündnis nun wieder, was es im Grunde ohnehin war: Eine Kampagne gegen Rechts – einschließlich OB Erwin.

Aufschlußreich dabei ist, daß die Kampagnenführer vorgeben, gegen Extreme zu sein, dabei aber nach links eine unheimliche Toleranz an den Tag legen. Damit holt der Links-Rechts-Konflikt die Wirklichkeit wieder ein und Düsseldorfer Strom hat wieder eine Farbe, nämlich rot.


 
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