© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/01 08. Juni 2001

 
Multikulturelle Schreckensbilanz
Ausländer-Integration: Die Stadtverwaltung Düsseldorf legt eine ernüchternde Analyse vor
Volker Kempf

Der Düsseldorfer Stadtverwaltung wurde vor zwei Jahren seitens des Stadtrates auferlegt, eine Analyse zur örtlichen Ausländer-Integration vorzulegen. Im Ergebnis wird von einer "eskalativen Eigendynamik" gesprochen. Laut Neue Ruhr Zeitung vom 31. Mai nahm der Dezernent Franz-Josef Göbel letzte Woche die vorgelegte Schreckensbilanz im Fachausschuß mit den vielsagenden Worten zur Kenntnis: "Zu lange haben wir in Sozialromantik verharrt."

Probleme mit der Ausländer-Integration wurden in der Vergangenheit meist verschwiegen oder aber einseitig Deutschen angelastet. Zwar heißt es auch im Bericht, daß das Desinteresse und die Ablehnung von Ausländern durch die deutsche Mehrheitsbevölkerung ein wichtiger Faktor für die Entstehung der Problemlage sei. Es wird jetzt aber auch deutlich ausgesprochen, daß sich Ausländer in Düsseldorf verstärkt auf ihre Herkunftnation besinnen. Es wurde zudem festgestellt, daß der Einfluß des "konservativen Islam" zunehme. Der Stadt scheint hier allerdings etwas der Einblick zu fehlen: "In Düsseldorf existieren offiziell lediglich neun oder zehn Moscheen bzw. Moscheenvereine. Die tatsächliche Zahl dürfte aber weit höher liegen."

Die Berufsaussichten von Ausländern nähmen mit den schlechter werdenden Sprachkenntnissen, wie sie festgestellt werden mußten, ab. Der Ausländeranteil unter den Arbeitslosen ist denn auch in wenigen Jahren von 18 auf 27 Prozent gestiegen. Ähnlich problematisch sähe es im Bereich der Kriminalität aus. Der pädagogische Auftrag von Schulen und Kindergärten würde von Ausländern auffallend häufig abgelehnt werden. Die Beteiligung am Stadtgeschehen wird als mangelhaft bezeichnet.

Angesichts der Probleme kam den Fraktionen von CDU und FDP, die zusammen mit dem Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) die Ratsmehrheit stellen, in den Sinn, "sanften Druck" auszuüben. Sprachkurse für ausländische Sozialhilfeempfänger sollten zur Pflicht gemacht werden. Doch das Vorhaben ist vorerst vom Tisch, weil sich nicht nur in der rot-grünen Opposition, sondern auch in den Reihen von Union und FDP Widerstand dagegen regt. In Kürze soll ein Arbeitsplan erstellt werden, der all die städtischen Aktivitäten koordinieren helfen soll, die speziell das Zusammenleben von Ausländern und Deutschen betreffen.

Laut Stadtverwaltung kommen in Düsseldorf auf die 468.000 deutschen Stadtbürger 102.600 Ausländer, was einem Anteil von rund 22 Prozent entspricht. Als Problemgruppen gelten vor allem Türken (16.500 in Düsseldorf), Menschen aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens (16.400) sowie Marokkaner (5.560). Einige tausend Japaner, die ebenfalls in Düsseldorf leben und in der Regel bei japanischen Konzernen arbeiten, blieben dem Bericht zufolge hingegen auffällig unauffällig.


 
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