© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/01 08. Juni 2001

 
CD: Jazz
Feste Begriffe
Michael Wiesberg

Einem größeren Kreis bekannt geworden ist der Schweizer Pianist Michael Arbenz durch seine Zugehörigkeit zum "New Jazz Trio". In letzter Zeit ist Arbenz eigene Wege gegangen. So zum Beispiel als Leader verschiedener Bands, die in ganz Europa spielten und einige CDs aufnahmen. Zudem spielt er regelmäßig klassische Konzerte, u.a. mit Pierre Boulez, Paul Sacher, Jürg Wyttenbach und dem Ensemble Contrechamps. Wenn man so will, kann die jetzt von Arbenz bei dem Musikverlag Metarecords vorgelegte CD "Intuition" (Meta 008) als Frucht eigenständiger Bemühungen gedeutet werden. Daß ihm auf dieser Aufnahme renommierte Musiker wie Glenn Ferris (Posaune) und Marc Johnson (Bass) zur Seite stehen, zeigt an, daß Michael Arbenz inzwischen zu einer festen Größe geworden ist. Ferris erlernte die Posaune in jungen Jahren, wuchs in Los Angeles auf und arbeitete schon bald mit so bekannten Musikern wie Billy Cobham, Frank Zappa und John Scofield zusammen. Nach seinem Umzug nach Paris begann er mit Musikern wie Steve Lacy, Michel Pettruciani, Louis Sclavis oder Henri Texiers zu musizieren.

Mit "Intuition" ist Arbenz eine Aufnahme gelungen, in der sich die vielfältigsten Einflüsse klassischer und zeitgenössischer Musik zu einer spannungsreichen Melange verbinden. Einmal mehr demonstriert Arbenz, wirkungsvoll unterstützt von Ferris und Johnson, daß er sowohl im improvisierenden Jazz als auch in der klassischen Musik zu Hause ist.

Mit "Introducing Kenny Burrell – The First Blue Note Sessions" (Blue Note Records, Vertrieb EMI Electrola) liegen jetzt die ersten drei Blue-Note-Aufnahmen des Jazz-Gitarristen Kenny Burrell in gebündelter Form vor. Fast alles, wofür heute der Name Burrell steht, ist auf diesen Aufnahmen des damaligen Mitzwanzigers bereits vorhanden: sein unnachahmliches Swing-Gefühl und sein lyrisches, sensibles Spiel. "Introducing Kenny Burrell", als erste Aufnahme veröffentlicht, aber erst als drittes Album von Burrell aufgenommen, ist zweifelsohne ein Meilenstein des Jazz. Burrells "Begleiter", die zum Teil wie Burrell selbst der Detroiter Jazz-Szene entstammen, sind heute feste Begriffe: der Pianist Tommy Flanagan, der Bassist Paul Chambers, damals noch am Beginn einer großen Karriere, der Vater des Bebop-Schlagzeugs Kenny Clarke und der Conga-Spieler Candido Camero. Das Album "Kenny Burrell Volume Two" zeigt Burrell in wechselnden Besetzungen, einmal völlig unbegleitet, dann mit Größen wie Oscar Pettiford und Basies damaligem Tenoristen Frank Foster. Mit einer reinen Hardbop-Combo (Hank Mobley, Horace Silver, Doug Watkins und Louis Hayes) wurde das erst viele Jahre später veröffentlichte eigentliche Blue-Note-Debüt "K.B.Blues" eingespielt. Dieses Album ist eines von jenen Blue-Note-Alben, die zunächst unter Verschluß gehalten wurden, weil sie aus damaliger Wahrnehmung nicht dem allerhöchsten Blue-Note-Standard entsprachen. "K.B.Blues" ist ein sehr bluesorientiertes Album, das unterstreicht, daß nicht nur Charlie Christian, Oscar Moore oder Django Reinhardt Burrells erklärte Vorbilder waren, sondern eben auch Blues-Musiker wie zum Beispiel T-Bone Walker.

Der Akustikgitarrist Joscho Stephan machte vor etwa einem Jahr mit seinem Debütalbum nachhaltig auf sich aufmerksam. Daß der legendäre Django Reinhardt der Fixpunkt im Spiel von Stephan ist, wird auch auf seinem neuesten Album "Gypsy Swing" deutlich, das dieser Tage beim Osnabrücker Musikverlag Acoustic Music Records erscheint. Stephans neue CD bleibt allerdings nicht beim "Gypsy Swing" stehen. Stephan lotet verschiedene Stilrichtungen aus, wagt sich auch an Latin-Grooves und Blues-Lines. Stephan zur Seite stehen sieben Musiker, darunter sein Vater Günter an der Rhythmusgitarre. Auch dieses Album ist perfekt eingespielt und dürfte eine entsprechende Resonanz finden.


 
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