© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/01 15. Juni 2001

 
Kein Spaß mehr mit Pepe
von Thorsten Thaler

Die Trennung des Axel Springer Verlages von Peter ("Pepe") Boenisch kommt nicht überraschend, fragen kann man nur, warum sie so spät erfolgte. Boenisch war für das Unternehmen schon lange eine Belastung. Als früherer Welt-Chefredakteur hatte er die Zeitung blamiert, indem er, um einen privaten Mitarbeitervertrag mit Mercedes-Benz zu erfüllen, simple Auto-Tests als Aufmacher auf Seite eins plazierte. Als an die Kohl-Regierung "ausgeliehener" Pressesprecher mußte er zurücktreten, weil er Gewinne aus privaten Beratertätigkeiten nicht versteuert hatte. Pepe hat nie reinlich zwischen Vertragsloyalität und gewinnträchtigen Nebenjobs unterscheiden können. Jetzt ist er über eine vergleichsweise harmlose, aber einschlägige Affäre gestolpert.

Seine publizistische Masche bestand darin, in schlichten bis überschlichten Vierzehnzeilen-Kommentaren die Vox populi zu artikulieren. "Immer auf der Seite der stärkeren Regimenter" – das war sein Erfolgsrezept. Kein Wunder, daß er in der letzten Zeit intensiv mit der rot-grünen Regierung herumzuschmusen begann, was wiederum auf Kosten seines Arbeitgebers ging. Springer, so der Tenor eines seiner Kommentare in Bild, trage "Mitschuld" an den 68er-Exzessen der Joschka Fischer & Co. Die Linke sprach daraufhin von "Altersweisheit", die den 74jährigen befallen habe, und räumte ihm freudig Platz bei der ARD und in der Süddeutschen Zeitung ein. Das war recht spaßig. Aber bei Springer ist der Spaß nun offenbar vorbei.


 
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