© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/01 22. Juni 2001

 
Polizei als Sündenbock
von Steffen Königer

Überall Polizei – man fühlt sich so unsicher. Das könnte wohl einer der gängigen Sprüche der Veranstalter der "Bunten Republik Neustadt" (BNR e.V.) sein, die der Sachsen-Metropole Dresden am letzten Wochenende Straßenschlachten mit Verletzten auf allen Seiten und hohem Sachschaden bescherte.

Steine flogen, Barrikaden brannten, Autos wurden "entglast" und selbst Straßenbahnen vollkommen verwüstet. Warum das alles? Die Veranstalter sind sich vollkommen sicher: Wenn die Polizei durch Abwesenheit geglänzt hätte, wäre keiner auf den Gedanken gekommen, Dresden zum Kriegsschauplatz zu erklären. Warum müssen auch Polizisten in Uniform auf den Straßen herumstehen, dabei Punks und Autonome "sinnlos" provozieren! Und wenn nicht die Polizei daran schuld ist, waren es die Chaostouristen, denn diese seien ausschließlich mit dem Ziel angereist, Krawall zu machen, wie es von Veranstaltern der BRN heißt.

Auf den Gedanken, daß Punk-Konzerte nun einmal eine Anziehungskraft auf eine bestimmte Klientel haben, die wohl nicht zum Skatspielen oder Angeln an einen Ort reist, kommt anscheinend niemand. Sicherlich haben sich fast alle der rund 150.000 angereisten Besucher wie normale Menschen aufgeführt und ihren Spaß dabei gehabt – aber eben nur fast alle. Wenn ein Millionenschaden entsteht und viele verletzt werden, kann man den Überlegungen der Stadt, die Veranstaltung zu untersagen, nur beipflichten.


 
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