© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/01 29. Juni 2001

 
Meldungen

Liste von 300 Stalin-Opfern veröffentlicht

WIEN. Die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) hat letzte Woche erstmals eine Liste der österreichischen Opfer der Stalin-Ära veröffentlicht. In der vom KPÖ-Bundesvorstand herausgegebenen Broschüre "Stalin und wir" sind die Rehabilitierungs-Akten von 245 Österreichern publiziert, die zwischen 1930 und 1953 in der Sowjetunion Verfolgungen ausgesetzt waren. 65 von ihnen wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Ex-KPÖ-Chef Franz Muhri schrieb im "Nachwort eines Zeitzeugen", daß es trotz des Stalinkultes in der KPÖ "eine unkritische Solidarität" mit der KPdSU gegeben habe. "Die KPdSU galt in der kommunistischen Bewegung als erfahrenste und stärkste kommunistische Partei. Diese Solidarität galt als ein wesentliches Kriterium, ob man ein wirklicher Kommunist war. Das alles verstellte uns die Sicht auf die Realität", so Muhri. Bei den angeführten Opfern handelt es sich meist um jene KPÖler, die nach den Februarkämpfen 1934 emigrierten. Das Heft "Stalin und wir. Stalinismus und die Rehabilitierung österreichischer Opfer" von Walter Baier und Franz Muhri erscheint im Globus Verlag , 208 Seiten, ISBN 3-901 421-51-3.

 

Thierses Geschichtsbild erklärungsbedürftig

FULDA. Das Mitglied des Deutschen Bundestages Martin Hohmann (CDU) aus Fulda wirft dem Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse eine einseitige Geschichtsbetrachtung vor. Dieser habe zu Beginn der Bundestagssitzung am 22. Juni des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion gedacht. Dabei fehle Hohmann der Hinweis auf die Komplizenschaft von Hitler und Stalin. Stalin könne nicht als argloses Opfer dargestellt werden, da die Sowjetunion im Vorfeld des Angriffes an der Unterjochung ihrer westlichen Nachbarn maßgeblich beteiligt gewesen sei. Die Kriege gegen Finnland und Polen seien trotz bestehender Nichtangriffspakte seitens der Sowjetunion angefangen worden. Deshalb wäre die Darstellung Stalins als Opfer eines Vertragsbruches nicht legitim. Der Satan des 20. Jahrhunderts habe zwei Gesichter, das von Hitler und das von Stalin, so Hohmann.

 

Deportation der Banater Schwaben im Juni 1951

In diesen Tagen jährt sich zum 50. Mal die Verschleppung von etwa 40.000 Banater Schwaben und Angehörigen anderer Nationalitäten aus dem Banat in die Baragansteppe. Sechs Jahre nach Ende des Krieges wurden die Menschen ohne Vorwarnung von ihrem Besitz in Viehwaggons getrieben und in der baumlosen und unwirtlichen Steppe auf offenem Feld ausgeladen und sich selbst überlassen. Hier sollten sie in der Verbannung neue Siedlungen gründen. Die Zwangsmaßnahme traf Bewohner aus 172 Ortschaften, die in der 25 Kilometer tiefen Sperrzone zur rumänisch-jugoslawischen Grenze lebten.


 
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