© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/01 29. Juni 2001

 
Leserbriefe

Zu: "Wende in Berlin" von Hans-Jörg von Jena, JF 25/01

Hilflose Rettungsversuche

Es wäre doch gelacht, wenn es unserem bürgerfernen Parteienkartell nicht gelingen sollte, dieses unser Land zu ruinieren. Die verlorenen Milliarden von Berlin sind weniger die Spitze eines Eisberges. Parteienfilz, Vetternwirtschaft, Betrug, Korruption, Machtmißbrauch (Prof. von Arnim), sowie das zwanghafte Verhalten der Politiker, die halbe Welt mit unserem Geld beglücken zu wollen, haben dazu geführt, daß Deutschland hoffnungslos billionenfach verschuldet ist und millionenfache Arbeitslosigkeit herrscht.

Liberalisierung, Globalisierung, Abschaffung der eigenen Währung, Abbau uns schützender Grenzen und die Zuwanderung (in unsere Sozialsysteme), all dies hilft nicht, sondern beschleunigt den Absturz der Kulturnation Deutschland.

Vielleicht aber hilft, wie vom Land Bremen beabsichtigt, die Sozialleistungen für Blinde und Schwerstbehindete zu kappen. Unsere Politikerkaste sollte sich schämen und abtreten.

Friedrich Schababerle, Keltern

 

Abenteuerliche Vorstellungen

Die Rettung der formalen Strukturen inklusive sämtlicher sich vierzig Jahre entwickelnder Rechte der Mitglieder der untergegangenen SED wurde der primäre Geburtsfehler der PDS, der zu keiner Zeit, durch eine zwangsläufig notwenige personelle Erneuerung überwunden werden konnte. Und so präsentiert sich die Partei in unverändertem Outfit.

Ihre Kommunistische Plattform wie auch das ,,Marxistische Forum" sorgen für die Traditionserhaltung an der Basis, die solche Liebesdienerei mit unverbrüchlicher Treue zu den Bewahrern der alten geistigen Ordnung belohnt.

Aber welches sind die Wurzeln dieser unüberwundenen Denkungsart? Es ist letztlich die schon seit dem Kindesalter in der Schule aufoktroyierte Vorstellung des historischen und dialektischen Materialismus, einer intellektuell verbrämten, vulgärmarxistischen Interpretationsweise der verschiedenen konkurrierenden gesellschaftlichen und produktiven Kräfte der Menschheitsgeschichte, welcher in der sozialistisch/kommunistischen Entfaltung des Gemeinwesens kulminieren und den Endzustand eines paradiesischen Wohlbefindens erschaffen soll.

Prüft man die innere Logik der von der PDS vorgestellten ,,Verbesserungen", klingt die Phantasie einer endgültigen Lösung der Klassenfrage immer wieder an. Denn auf dieser, der unversöhnlichen Gegenüberstellung angeblicher verfeindeter Klassen begründet sich der ganze Despotismus, der sich als ,,soziale Frage" den Massen populistisch nähert, um zuletzt in administrativen Verhältnissen seine eigentliche Bestimmung zu finden.

In vielen Punkten der politischen Tagespolitik hat sich die PDS aus seriösen Bezügen längst verabschiedet. Seit ihrem verhängnisvollen Parteitag in Münster sollte dies eigentlich jedem wachsamen Beobachter klar sein

Tanja Krienen, Unna

 

Charakterlose Lumpen

Die inhaltlichen Unterschiede zwischen den roten Parteien sind in der Tat eher marginal. Auf Länderebene gibt es bereits eine SPD/PDS-Koalition und eine von der PDS gestützte SPD-Regierung. Der Dammbruch von Berlin (fast zeitgleich mit dem 40.Jahrestag des Mauerbaus und dem Gedenken an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953) war daher keine einmalige Tabuverletzung, sondern ein weiterer Schritt der Schröder-SPD hin zur neuen SED. Dieser Schritt hat freilich auch sein Gutes: spätestens jetzt zeigt des Kanzlers "neue Mitte" ihr wahres Gesicht. Die selbstgerechte "Partei der Anständigen" (Schröder) ist in der deutschen Hauptstadt drauf und dran, Freiheit, Demokratie und sogar eigene Traditionen dem schnellen Machtgewinn zu opfern. Der Kurt Schumacher-Kreis in der SPD spricht empört von charakterlosen Lumpen, von Schande und Verrat in Berlin! Und der kleine Genosse an der Basis fragt sich verwirrt: Graust es den aalglatten Herren Müntefering und Wowereit vor gar nichts? Haben sie vergessen, wieviele ungesühnte Verbrechen die Diktatur der SED/PDS auf dem Gewissen hat? Stört es sie nicht, daß führende PDS-Politiker heute wieder den Mauerbau als friedenssichernde Großtat rühmen, welche der DDR angeblich "ein kleines Wirtschaftswunder" beschert hat?

Herbert Rauter, Karlsruhe

 

Volksfront läßt grüßen

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. So sieht es aus mit der Abwahl von Eberhard Diepgen. Erst hat man ihn wie einen Schwerstverbrecher gepeinigt und in übelster Weise verächtlich gemacht. Anschließend wurde ihm der Laufpaß gegeben. Die Volksfront läßt grüßen.

Das ist die politische Kultur in Berlin – neuerdings –, seitdem die Kommunisten von gestern von den Sozialdemokraten hoffähig gemacht werden.

Jeder verantwortungsbewußte Bürger kann darauf nur mit Empörung reagieren. Angezettelt durch eine machtgierige und regierungsgeile SPD sind ihre Funktionäre zur Kumpanei mit der PDS angestachelt worden. Das Ergebnis ist zwischenzeitlich bekannt.

J. F. Wilhelm Hörnicke, Eschborn

 

 

Zu: "Volkes Wille" von Heinrich Lummer, JF 25/01

Bloße Augenwischerei

Wenn Herr Lummer mit der Forderung, die Möglichkeit der Parlamentsauflösung

durch Volksentscheid in allen Bundesländern einzuführen, den Bürgern mehr direkte Beteiligung an der Demokratie ermöglichen will, so ist das Augenwischerei.

Eine wirkliche Richtungsentscheidung ist bei Wahlen doch kaum noch möglich, da sich die "demokratischen" Parteien in ihrer Politik nur unwesentlich unterscheiden. Volksentscheide in existentiellen Fragen wären deshalb unbedingt notwendig.

H. U.

 

 

Zu: "Der erste Europäer der Musikgeschichte" von Wiebke Detlefs, JF 24/01

Auch Pfitzner war Bewunderer

Ich begrüße Ihren sachlich gut fundierten Gedenkartikel über Carl Maria von Weber. Diese Erinnerung an die wahre Bedeutung und die Verdienste des Komponisten ist nötig und überfällig in unserer Zeit des permanenten Umsturzes, in der so viele wertvolle Kulturgüter im Orkus des Vergessens verschwinden. Die europäischen und kosmopolitischen Seiten in Webers Werk müßten ihm eigentlich Aktualität geben. Weber lebte und wirkte in einer Zeit des geistigen Aufbruchs in Deutschland, die unserer ratlosen Gegenwart wieder Vorbild werden konnte.

Als Berichtigung möchte ich anmerken, daß Pfitzners Wort, Weber sei auf die Welt gekommen, um den "Freischütz" zu schreiben, mißverstanden worden ist: Von "nur" hat er nicht gesprochen und er hat nicht gemeint, daß alles andere bedeutungslos sei. Pfitzner war in Wahrheit ein Bewunderer des ganzen Lebenswerkes von Weber und seines Genius. Das geht aus anderen Äußerungen und aus seinem praktischen Einsatz für andere Werke Webers hervor.

Ergänzen möchte ich noch, daß es später Robert Schumann mehr als Weber gelungen ist, mit seiner einzigen Oper "Genovera" einen eigenständigen deutschen Operntyp ganz ohne fremde Vorbilder und Muster zu schaffen. Originalität war Schumanns Personalstil noch in höherem Maße als Weber eigen.

Reinhard Seebohm, Kiel

 

 

Zu: "Ein sterbendes Volk" von Michael Wiesberg, JF 24/01

Bald nur noch Minderheit

Michael Wiesberg nennt das Unheil, das dem deutschen Volk droht, und die Verantwortlichen hierfür beim Namen; man muß ihm hierfür dankbar sein. Was den Deutschen als Volk blüht, das ist einmalig in seiner zweitausendjährigen Geschichte: daß es von den eigenen Regenten abgeschafft werden soll. Es ist ungeheuer, was sich hier tut, und es zeigt die ganze erbärmliche Verantwortungslosigkeit unseres gegen das eigene Volk agierenden Parteienstaats, der mit absolutistischer Macht jeden im Volk noch vorhandenen Selbsterhaltungstrieb niederprügelt.

Doch die Herren täuschen sich. Sie werden nicht ihren so sehr gewünschten Multi-Kulti-Staat erreichen. Wenn man offenen Auges durch unsere Städte und auch Dörfer geht, dann sieht man, wie hoch die Geburtenrate der hier lebenden Türken ist. Der Zeitpunkt läßt sich errechnen, wo die Deutschen im eigenen Land eine Minderheit gegenüber den muslimischen Einwohnern sein werden. Wer dann in Deutschland bestimmen wird und nach welchen Wertmaßstäben man dann hier zu leben hat, das bedarf keines großen Fragezeichens.

Volker Zeb, Heidelberg

 

Frau und Mann verantwortlich

Zur Wortwahl in der Überschrift sowie der Bildunterzeile möchte ich kritisierend anmerken, daß ich in meiner zehnjährigen juristischen Ausbildung nichts von einer Rechtspflicht zum Gebären oder Zeugen gehört habe. Eine solche Pflicht ist allen Rechtssystemen fremd. Wo es aber keine Pflicht gibt, kann auch nicht von "Verweigerung" die Rede sein. Auch Wehrdienstverweigerung gibt es nur dort, wo eine Wehrpflicht besteht.

Im übrigen klingt der Begriff "Gebärverweigerung" so, als wolle man das Phänomen des Geburtenrückgangs einseitig den Frauen anlasten. Zum Entstehen eines Kindes sind aber immer noch zwei erforderlich. Auch Männer tun sich schwer, überhaupt eine Bindung einzugehen. So ist ein großer Teil zwischen 30 und 40 noch alleinstehend, und das in einem Alter, in dem "man" früher schon längst Vater war. 

Martina Kempf, Düsseldorf

 

Kleines Raumschiff Erde

Dem Inhalt des Artikels von Michael Wiesberg stimme ich in allen Punkten zu, aber die Überschrift hat mich, gelinde gesagt, auf die Palme gebracht.

Wenn die Deutschen meinen, wir sollten unsere Geburten nun endlich etwas reduzieren, so ist das voll anzuerkennen. Die Zahl der Menschen schwillt seit Jahrzehnten so bedrohlich an, daß wir dabei sind, unser kleines Raumschiff Erde in den endgültigen Untergang zu reißen. Irgendwo muß doch damit angefangen werden, diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, und das tun wir nun endlich. Den Frauen sei Dank!

Reiner ScHlechtriemen, Frankfurt

 

 

Zu: "Schröder schnappt sich konservative Themen"; Interview mit Joachim Siegerist, JF 24/01

Zurück zur "Nationalen Front"

Ein herzerfrischendes Interview, daß Herr Siegerist Ihrer Zeitung gegeben hat. Endlich einer, der Klartext redet. Ich stimme Herrn Siegerist zu, daß es notwendig ist, Rot-Grün von der Regierungsbank abzulösen. Er hat vollkommen recht, mit einer Frau Merkel kann die Opposition zur nächsten Bundestagswahl keinen Blumentopf gewinnen. Sicherlich könnte ein Stoiber konservative Wähler mobilisieren. Doch will er das auch? Auch ein Herr Stoiber hat bisher nur Luftblasen von sich gegeben. Bislang war es doch stets so, daß Herr Stoiber und die CSU sich nur kurz vor der Wahl konservative Themen zu eigen machten, um sie anschließend ganz schnell wieder zu vergessen.

Herr Siegerist läßt sich sicher von dem Motto leiten, man sollte doch lieber das kleinere Übel wählen. Ein Glück war es sicher nicht für die Bundesrepublik, daß die Wahl 1998 von den Rot-Grünen gewonnen wurde. Doch das kleinere Übel wählen wir schon seit Jahren in der BRD. Vergeblich bemühen sich seit Jahren mehrere kleine Parteien, eine Wende einzuleiten. Es ist richtig, daß diese Stimmen der Opposition fehlen. Die CDU/CSU trägt eine erhebliche Verantwortung dafür, daß die kleinen konservativen Parteien systematisch kleingehalten und hintertrieben werden, getreu der Devise von Franz Josef Strauß, rechts der CDU dürfe es keine weitere Partei geben. Man hat den Eindruck, daß die Unionsparteien den eigenen politischen Untergang betreiben und sich lieber an einem Bündnis der "Nationalen Front" beteiligen (erinnnert sei an die peinlichen Vorgänge vom 9. November 2000 in Berlin, als sich Merkel und Stoiber wie kleine Kinder abwatschen ließen), als auch nur ein Stück ihrer Macht an eine andere rechtskonservative Partei preiszugeben.

Harry Drechsler, Jena

 

Gefahr droht nicht nur von links

Herr Siegerist meint, eine rote Herrschaft höhle die Demokratie aus. Betrachtet man, wie in Bayern Andersdenkende von Ministerpräsident Stoiber behandelt werden, es in Bayern bereits keine Informations- und Versammlungsfreiheit mehr gibt, so muß man feststellen, daß die grundgesetzlich garantierten Demokratierechte hier bereits ausgehöhlt sind. Ein Beweis dafür spielte sich am 25. November 2000 in Hainsacker bei Regensburg ab. Die Vorstandschaft einer Parteijugend (REP) hatte mit einem Wirt einen Veranstaltungstermin vereinbart. Rund 50 Jugendliche bei etwa zehn Übernachtungen hatten sich angemeldet. Doch dann kam Stoibers Staatsschutz. Er setzte den Wirt unter Druck mit dem Argument, man werde schon einen Grund finden, ihm die Gaststätte zu schließen, wenn er diese Veranstaltung stattfinden ließe.

Die anreisenden Jugendlichen wurden dann von Stoibers Staatsschutz, uniformiert, mit Schutzwesten und Maschinenpistolen ausgerüstet, kontrolliert. Der Wirt verweigerte verständlicherweise den Zugang zu seiner Gaststätte.

Friedrich Amann, Bernhardswald

 

 

Zu: "Opfer für die Nation" von Karlheinz Weißmann, JF 21/01

Gravierender Mißbrauch

Wenn für die jungen Menschen der "Weißen Rose" wie für die Verschwörer des 20. Juli 1944 die Sorge um Deutschland das Tatmotiv war, wie ist es dann zu erklären, daß heute ausgerechnet jene deren Opfer instrumentalisierend mißbrauchen, die die Endlösung der deutschen Frage nicht nur hinnehmen, sondern in vielen Fällen gar dazu beitragen.

Stauffenberg starb mit den Worten "Gott schütze das heilige Deutschland!" Was würde er zum heutigen Zustand Deutschlands sagen? Sind die einstigen Widerstandskämpfer und die Nachfahren der Opfer mit dem Schicksal Deutschlands einverstanden?

Ist nicht Hans Hirzel einer der wenigen, die in moralischer Verpflichtung denen gegenüber, die aus der Sorge um Deutschland handelten und mit ihrem Leben dafür bezahlten, sich für die nationale Opposition engagierten, wo es doch klüger gewesen wäre, wenn er des Verrates verdächtig, im Lager der Widerstandskämpfer unterzutauchen, um den heute herrschenden Antinationalen von Nutzen zu sein?

Karl Heinz Schneider, Eriskirch-Mariabrunn

 

 

Zu: "Der amerikanische Feind" von Alain de Benoist, JF 23/01

Von Waffenlobby abhängig

Bushs Absicht, Washingtons Rolle als einzige Weltmacht für immer sicherzustellen, liegt genau auf dem Kurs, den die amerikanische Politik schon 1889 eingeschlagen hat. Wen kümmert es auch, daß das Raketenabwehrsystem bewußt eine ganze Reihe weltweiter Abrüstungs- und Stabilitätsabkommen verletzt, vor allem dann, wenn der Weltpolizist die Regeln für sein Eingreifen gleich selbst festlegt?

Daß Bush kein Gerechtigkeitsfanatiker ist, bezeugt auch das Veto gegen die Entsendung einer internationalen und damit wohl auch vermutlich neutralen Beobachtergruppe in die Palästinensergebiete. Schließlich darf auch nicht vergessen werden, daß sich Bush für die Annahme der Spenden der Waffenindustrie für seinen Wahlkampf in Höhe von acht Millionen Dollar nun mit dem Anti-Raketen-Programm revanchieren muß.

Rudolf Jerabek, Vaterstetten


 
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