© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/01 29. Juni 2001

 
Meldungen

Riefenstahl-Filme bei Festival in Rußland

ST. PETERSBURG. Leni Riefenstahl bedauert nichts, wünscht sich aber mehr Versöhnlichkeit und Freundlichkeit. Das sagte die 98 Jahre alte deutsche Filmemacherin und Fotografin auf einer Pressekonferenz vergangenen Donnerstag in St. Petersburg. Zuvor hatten die örtlichen Behörden eine Aufführung ihrer NS-Propagandafilme in großen Kinos bei einem Festival für Dokumentarfilme verboten, nachdem mehrere St. Petersburger dagegen protestiert hatten. Die Filme sollen jetzt in geschlossenen Veranstaltungen vorgeführt werden. Die Veranstalter zeigten sich enttäuscht über das Verbot. Man müsse mehr professionelle Toleranz lernen, sagte Festivaldirektor Michail Litwjakow. Auch die Russen hätten Filme über Stalin gemacht. Riefenstahl war mit Filmen über den NSDAP-Parteitag 1934 und die Olympischen Spiele in Berlin 1936 weltweit bekannt geworden. Nach dem Krieg geriet sie in Mißkredit. In den siebziger Jahren erlangte sie mit Fotos über den afrikanischen Nuba-Stamm wieder Respekt. In den letzten 20 Jahren fotografierte und filmte Riefenstahl vor allem Fische und Korallen.

 

Keine Berufung auf Gott und Christentum mehr

FRANKFURT. Der polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski hat die Grundrechte-Charta der EU kritisiert. Die Politiker beriefen sich darin nicht mehr auf Gott, warnte der konservative Minister letzten Sonntag in Johanniskreuz im Pfälzer Wald beim Diözesan-Katholikentag der Diözese Speyer. Zudem hätten sie die Herkunft der in der Charta dokumentierten Rechte nicht in den christlichen Wurzeln Europas gesucht. Jeder Kompromiß berge die Gefahr, den Standard des Schutzes von Werten zu senken. Im Falle der Charta führe es dazu, daß Normen in der Praxis des öffentlichen Lebens, in der Politik und in der Wirtschaft "verwaschen" würden. Das geeinte Europa bezeichnete Bartoszewski als Familie von Nationen, die vor allem eine "geistige Gemeinschaft" bildeten. Frankreich hatte den Verweis auf die Religion in der Präambel verhindert. Als Kompromiß spricht der deutsche Text nun von dem "religiösen und geistig-sittlichen Erbe", der französische kennt nur das "moralische und geistige Erbe Europas".

 

Wissenschaftler fordern weltweites Klonverbot

LONDON. Die britische Wissenschaftlervereinigung "Royal Society" empfiehlt in einem am Mittwoch voriger Woche veröffentlichten Bericht für das britische Oberhaus, weltweit das menschliche reproduktive Klonen zu verbieten. Eine Wissenschaftlergruppe um Richard Gardner fordert, daß Politiker dieses Verbot erwirken sollen, weil das die einzige Maßnahme sei, um entsprechende Experimente, die in anderen Ländern bereits durchgeführt werden, zu verhindern. Reproduktives Klonen sei unethisch, gefährlich und verantwortungslos. "Es besteht eine große Gefahr, daß es zu schweren Behinderungen kommt, wenn ein menschlicher Klon in eine Gebärmutter implantiert wird", sagte Gardner. Das Klonen von Embryonen zu medizinischen Zwecken unterstützten die Wissenschaftler jedoch. Deshalb verlangen sie, daß ein entsprechendes Moratorium Bestimmungen enthalten müsse, die Stammzellenforschung und therapeutisches Klonen von dem Verbot ausschließen, so die Wissenschaftler. Therapeutisches Klonen ist seit dem vergangenen Jahr in Großbritannien als einzigem EU-Land gesetzlich erlaubt.


 
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