© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/01 06. Juli 2001

 
Leserbriefe

Zur Titelgestaltung: "Gysi kommt", JF 26/01

Türkische Zeitung im Kasten

Freitagfrüh, etwa 11.30 Uhr, ich ziehe Eure neueste Ausgabe aus dem Briefkasten und bin erst überrascht, weil ich eine große Aufschrift sehe: "Gysi..."? und denke, daß mir hier jemand eine türkische Zeitung in den Kasten gelegt hat – bis sich dann alles aufklärt. "Schwamm drüber"? – Nein! Absolut: Nein!!! Gegen langweilige Zeitungsblätter war diese Ausgabe ein Muntermacher. Deshalb: Bitte weiter so!

Klaus-Peter Häußer, Neuried

 

Werbeseiten für Gysi

Vorweg vielen Dank für die Werbeseiten für Gregor Gysi, der ja außer seinen zwei Jahren Schweinepflegerlehre in der DDR eine gute Zeit hatte, während sein Vater die Kirchen gängelte und überwachte. Er ist ein Wolf, der Kreide aß.

Georg K. Schmelzle, Norden

 

Kaum zu glauben

Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst, sondern nur ein Versehen oder Mißverständnis? Bislang hatte ich immer den freudigen Eindruck, die JF sei eine der ganz wenigen konservativen Zeitschriften. Was entpuppt sich denn da auf einmal? Man wird plötzlich massiv aufgefordert, für die Linken der Linken und die Schergen der DDR-Diktatur Werbung zu machen. Das ist ja kaum zu glauben.

Werner Thiele, Diespeck

 

BILD-Zeitungs-Niveau

Ich beglückwünsche Sie, nun endlich Bild-Zeitungs-Niveau erreicht zu haben.

Marcel Piethe, Jena

 

 

Zu: "Wem die Stunde schlägt" von Michael Wiesberg, JF 27/01

Linke steht auf drei Beinen

Berlin wird ab Herbst mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Linksregierung geführt. Niemals in der Geschichte ist es Sozialisten gelungen, die Situation eines Landes mittel- oder gar langfristig zu verbessern.

Dazu fehlt ihnen einfach der wirtschaftspolitische Sachverstand. Daran wird auch der allseits beliebte Herr Gysi (zumindest wird dieser Eindruck verbreitet) nichts ändern können. Schlimm ist die Situation für die CDU, die jahrzehntelang die Etablierung einer gemäßigten Rechtspartei verhindert hat. Das eigene Wählerpotential und das der FDP reichen nun nicht mehr aus, eine bürgerliche Regierung zu bilden.

So kann die Linke mit drei Parteien die Geschicke Berlins lenken, während die zwei Parteien der Mitte sich auf harten Oppositionsbänken werden einrichten müssen. Eine Partei rechts der Union (dort gibt es nicht nur Skinheads, Faschisten oder Extremisten!) mit 10 bis15 Prozent der Stimmen – so groß ist das Reservoir an rechts eingestellten Bürgern –, und die Linke wäre abgemeldet.

Wann endlich lernt die CDU aus diesen Fehlern der Vergangenheit? Oder hat ihr das brave Einstimmen in die "Kampagne gegen Rechts" irgend etwas Zählbares in der Wählergunst eingebracht?

Während sich die SPD nicht geschämt hat, zunächst mit Grünen und dann mit der PDS zu koalieren, hält die CDU ihre Linie gegen Rechts eisern ein. Nun, wir wissen, mit welchem Erfolg ...

Richard Baumann, Ellwangen-Rindelbach

 

Gegen sozialistische Koalition

Ich halte die jüngsten Geschehnisse in Berlin für eine reine Aneinanderreihung von heuchlerischen Aktionen und Aussagen. Die SPD würde aus rein machtpolitischen Gründen mit der SED Nachfolgepartei PDS, neben Mecklenburg- Vorpommern und Sachsen- Anhalt, eine weitere Koalition eingehen.

Aus meiner Sicht ist dies ein Verrat an allen Opfern der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED und allen anderen späteren Opfern der kommunistischen Diktatur.

Entschuldigen möchte sich die PDS für diese Verbrechen auch nicht. Gregor Gysi begründet diese Haltung so: Entschuldigen kann sich nur für etwas, was man selbst zu verantworten hat.

Wo bleibt der Aufschrei der Gesellschaft? Damit legitimiert die PDS alle politischen Verbrechern der Geschichte und Gegenwart.

Was müssen die Kommunisten der PDS noch tun und behaupten, damit die Gesellschaft und die Regierenden diese Verfassungsfeinde genauso unterdrückt und verbietet, wie man dies mit extrem Rechten schon lange tut ?

Eine sozialistische Koalition in der Hauptstadt Berlin wäre ein schlimmes Zeichen für die Industrie und unsere europäischen Nachbarn und muß aus diesem Grunde verhindert werden.

Daniel Hallerbach, Niederkassel

 

In den Stiefeln von Papens

Sind sich eigentlich die Herren Müntefering, Thierse und andere darüber im klaren, daß sie mit ihren dümmlich-arroganten Bemerkungen, die PDS wäre demokratisch gewählt – und damit implizit auch grundgesetzdemokratisch als Koalitionspartner fähig und legitimiert – nach beinahe 70 Jahren Franz von Papen rehablitieren, der ja auch mit einer demokratisch gewählten Partei koalierte und der naiven Meinung war, sie unter Kontrolle halten zu können? Und wie sieht es denn mit der Koalitionsfähigkeit der demokratisch gewählten Abgeordneten von DVU und NPD oder auch der Republikaner in Ländern und Gemeinden aus?

Volkhard Thom, Hamburg

 

Neuer Tiefstpunkt

Nach Länderbestechung, Schwulengesetz, totalem Versagen in der Europapolitik nunmehr wieder ein Tiefpunkt in der Verwahrlosung unserer Republik unter Schröder. Im Bündnis mit der PDS, der Nachfolgeorganisation der verbrecherischen SED, ließ er eine demokratisch legitimierte Regierung in Berlin stürzen. Dabei kämpft diese PDS nach wie vor für eine sozialistische Gesellschaft nach DDR-Muster und gegen unsere freiheitliche Demokratie, obwohl dieser Sozialismus vor zehn Jahren weltweit Bankrott erklärt und in der DDR eine wirtschaftliche Müllhalde hinterlassen hat. Das sich bürgerlich gebende Aushängeschild Gysi kann nur ganz unbedarfte Bürger täuschen. Schröder ruiniert damit nicht nur den wirtschaftlichen Standort Deutschlands, sondern schädigt auch die Berliner. Denn ein solches Berlin ist kein Investition und keine Reise mehr wert.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: "Gesundschrumpfung statt sterbendes Volk" von Dr. Hans Deves, JF 26/01

An zukünftige Leser denken

Diesen Artikel in der JF lesen zu müssen, befremdet schon. Dergleichen sind wir von linken und "grünen" Blättern schon zur Genüge gewöhnt.

Der Redakteur versucht uns einzureden, wir sollten uns keine Gedanken machen wegen der abnehmenden Bevölkerungszahl, ethnische Schrumpfungsprozesse seien zu begrüßen, schon wegen des wünschenswerten verringerten Fleischverbrauchs.

Dem Redakteur ist offenbar entgangen, daß die fehlenden Deutschen ständig ersetzt werden durch Ausländer. Das geht nun schon über 30 Jahre so. Es hat aber überhaupt keine Schrumpfung der Einwohnerzahl Deutschlands gegeben; vielmehr eine Zunahme, es gab also keine Abnahme des Fleischverbrauchs. Statt dessen gab es eine Zunahme des Hammelfleischverbrauchs, die Tiere starben durch Schnitte in die Halsschlagader oft auf der Straße aus religiösen Gründen.

Die Schrumpfung des deutschen Volkes ist auch nicht nur vorübergehender Natur. Solche Prozesse sind schwer umkehrbar, vor allem wenn die Umkehrung von den politisch Verantwortlichen nicht gewünscht wird. Daß sie von JF-Redakteuren auch gutgeheißen wird, sollte zu denken geben! Wer soll denn später die JF lesen? 

Dr. Hans Deves, Oranienburg

 

Japan als Vorbild

Endlich sieht mal jemand in der JF die positive Seite des Bevölkerungsrückgangs.

Wie es Günter Ederer in einem seiner neulich im ARD gezeigten Filme zum Thema "Die Deutschen/die Europäer sterben aus" formuliert hat: "Vielleicht ist nach einem Jahrhundert der Einwanderung die jetzige Schrumpfung nur die Rückkehr zum normalen Maß."

In einem der Filme wurde über das andere "aussterbende Industrieland" Japan berichtet. Die dortige Regierung setzt Kommissionen zur Untersuchung der Auswirkungen des Geburtenrückgangs und zur Erörterung verschiedener Lösungsmöglichkeiten des Problems ein. Zitat von Prof. Iwao Fujimasa, des Vorsitzenden einer dieser Kommissionen: "Das japanische Volk ist der Auffassung, daß unser Volk und die Wirtschaft auch ohne eine Öffnung des Landes für Masseneinwanderung überleben werden."

Und Akiko Taguchi, Beraterin des Arbeitsministeriums, sagte: "Wenn die Arbeitsproduktivität ausreichernd gesteigert wird, können wir das Einwanderungsproblem vermeiden." Denn dieses Problem haben die Japaner u.a. in Deutschland studiert, und was sie hier gesehen haben, hat ihnen überhaupt nicht gefallen.

In Deutschland dagegen gibt es wahrscheinlich noch nicht mal einen Plan, wie man auch ohne noch mehr Ausländer gut weiterleben kann.

M. Krumme , Hamburg

 

 

Zu: "Jahrmarkt der Beliebigkeiten" von Eckhard Nickig, JF 26/01

Des Teufels Saustall

PDS-Politiker machen Propaganda für den Kommunismus und Schwule/Lesben für Homosexualität, asiatische Gurus werben für obskure Sekten und Moslems für den Islam. Mittendrin tummeln sich "katholische Hexen", bekennende Heiden, ekstatische Tempeltänzerinnen, Astrologen, Yoga-Meister und FemininistInnen, die ihre Botschaft unter dem Applaus der Massen "rüberbringen". –Ein solch bizarres Spektakel hätten weiland die Kirchenväter wohl als "Festival des Antichristen" bezeichnet. Heutzutage nennt man es groteskerweise "evangelischer Kirchentag". Als überzeugter Lutheraner möchte ich frei nach Martin Luther resümmieren: "Des Teufels Saustall – der evangelische Kirchentag!"

Dr. Markus Motschmann, Haldensleben

 

 

Zu: "Osterweiterung im deutschen Interesse" von Bernd-Thomas Ramb, JF 26/01

Gemeinsames Tauziehen

Die aktuellen Demonstrationen von Globalisierungsgegnern in Göteborg, Seattle, Frankfurt u.a. Städten wecken Hoffnung und Verwunderung zugleich. Vollzieht sich doch damit ein latenter Schulterschluß zwischen linken und rechten Positionen. Schwafelten linke Gruppen noch vor kurzem einmütig von "einer Welt" und erträumten sich die Abschaffung der Nationalstaaten, so müssen sie doch immer deutlicher erkennen, daß sie mit ihren Phrasen nur mehr Öl auf das kultur- und völkerzerstörende Feuer der globalisierungsfördernden Finanzwelt samt ihren hörigen Lakaien in IWF und Weltbank gießen. Denn schizophrenerweise dienen gerade diese linken Forderungen der international aufgeblähten Spekulationsblase zur Plünderung der allerletzten Renditemöglichkeit zugunsten weniger: der Zins fordert soviel Opfer wie nur möglich. Um diesem Ausverkauf menschlicher Wertschöpfung schützend begegnen zu können, benötigen Menschen einen Freiraum, über den sie in Überschaubarkeit souverän und eigenverantwortlich mitentscheiden können: den Nationalstaat. Wenn sich "rechte" Kreise schützend vor ihn stellen, indem sie Loyalität zum eigenen Volk und dessen Kultur fordern, dann geschieht dies eben auch aus dem Wissen, daß nur in ihm ein Schutz vor nivellierender Globalisierung zu ermöglichen ist. Wenn "Rechts" erkennt, daß die eigentliche Gefahr für das Volk aus dem globalen Finanzsystem kommt, und "Links" einsieht, daß nur ein Mosaik freier Nationen eigene schützende Regularien aufstellen kann, hat das gemeinsame Tauziehen Aussicht auf Erfolg.

Martin Hartmann, Babenhausen

 

 

Zu: "Das Ende der alten Fronten" von Alain de Benoist, JF 26/01

Mitte als nichtssagender´Punkt

"Das Ende der alten Fronten" von Alain de Benoist in Ihrer 26/01 ist wirklich lesens- und nachdenkenswert. Er zeigt Entwicklungen auf, die einem beim Beschäftigen mit den derzeitigen politischen Verhältnissen nicht in den Sinn kommen, durch die sich aber die heutigen Gegenbenheiten besser einordnen lassen. Vieles, was Benoist anführt, ist sicher allegemeingültig, vieles jedoch auch spezifisch französisch. Andererseits bleibt maches ungeklärt hinsichtlich der Verhältnisse in Deutschland. Und auf diese Dinge sollte doch wohl hingewiesen werden.

Die politische "Rechts-Links"-Ebene ist schon lange nicht mehr das, was sie mal war. Welche der etablierten Parteien vertritt denn welchen oder überhaupt einen bestimmten Bereich des Meinungsspektrums? Maximierung der Stimmen rangiert deutlich vor jeglicher Weltanschauung. Und "Mitte" ist dann der nichtssagende Zielpunkt. Allerdings ist Sozialismus wieder hoffähig, und das trotz Totalpleite und Untaten in der Wirklichkeit.

Gunther Albers , Hamburg

 

 

Zu: "Neulich im Institut Français" von Dieter Stein, JF 25/01

Verhunzung auch in Frankreich

Als alter (81) täglicher Verwender und Verteidiger der französischen Sprache, die ursprünglich sehr reich an Feinheiten ist, muß ich leider im Gegensatz zu Ihrer verallgemeinernden Schlußfolgerung feststellen, daß in allen Medien französischer Sprache die Amerikanisierung und Verhunzung riesigen Schaden zur Folge haben. Hierzu nur ein Beispiel: das Zeitwort "concerner" (betreffen) ist ein direktes, transitives Verbum, das nicht passiv eingesetzt werden darf wie in der heute gängig gebrauchten Formulierung: "Ton ami Jean est concerné par cette affaire", was grammatikalisch falsch und abscheulich ist; besser und eleganter ist die direkte, klare und korrekte Form "cette affaire concerne ton ami Jean" zu wählen.

Vor Jahrzehnten schon hatte der Humorist Pierre Dac gesagt: gesagt: "On me dit d’un tel qu’il est concerné ..." Seine sprachlich absolut treffende Kritik spielte mit der phonetischen Gleichtönigkeit "con cerné" (umringter Idiot). Die falsche Nutzung der Passivform "concerné" stammt übrigens aus dem Englischen "to be concerned", das aber nicht "betroffen", sondern "besorgt sein" bedeutet und somit sinnändernd wirkt.

Im Französischen – glauben Sie es mir – ist die dekadente Entwicklung nicht besser, sondern eher schlimmer als im Deutschen. Die europäische Sprache, die sich noch am besten verteidigt, ist schließlich die italienische; wenn sie schon ein Fremdwort übernimmt, dann in seiner Ganzheit mit dem ursprünglichen Sinn.

Ernest Meyfarth, Epalinges /Schweiz

 

 

Liebe Redaktion,

zunächst vielen Dank für das erfrischende Schnupperabonnement, das ich selbstverständlich regulär fortsetze. Es tut gut, das, was einen selbst bewegt, angesichts der Entwicklung in Deutschland, ausnahmsweise klar ausgedrückt zu finden. In diesem Sinne gratuliere ich Ihnen und Ihren ständigen Mitarbeitern herzlich zum Jubiläum, wünsche Ihnen eine gesunde Entwicklung und Durchsetzung im Markt der überwiegend pseudo-intellektuellen Medien, hoffe Sie auf dem Weg zur Tageszeitung und breiter Anerkennung in unserem Gemeinwesen. Alles Gute!

Horst Anschütz, Überlingen am Bodensee


 
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