© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/01 20. Juli 2001


Macht und Profit
von Volker Kempf

Auf alle Einwegverpackungen soll ein Pfand erhoben werden, also auch auf alle Dosen. So lautete letztes Jahr die Ankündigung des Umweltministers Jürgen Trittin. "Eine längst fällige Maßnahme, an deren Realisierung man aber besser erst glauben sollte, wenn sie im Gesetzesblatt steht", schrieb im Dezember in Naturkonservativ heute Andreas Gruhl, Sohn des Autors von "Ein Planet wird geplündert".

Im Gesetzesblatt steht nun wirklich nichts von einem allgemeinen Dosenpfand; die pessimistische Sicht kommt leider der Wirklichkeit wieder einmal am nächsten. Nur Bier-, nicht aber Coladosen müssen in das Pfandsystem. Wolfgang Clement hat seine Rolle als Edmund Stoiber von NRW wahrgenommen und wirft unser aller Umwelt der Wirtschaft zum Fraß vor – im Bundesrat, vesteht sich. Pikanterweise sind Clements Koalitionspartner die Grünen. Ob es überhaupt sinnvoll sei, in NRW mitzuregieren, war schon nach der Landtagswahl die Frage bei den Alternativen. Zwei grüne Landtagsabgeordnete antworteten mit "Nein".

Mit "Ja" antworteten die, die an ihren Amtsposten kleben. Das tut offenbar auch der Minister Michael Vesper, der in einem Interview mit der Rheinischen Post vom Montag erklärt, die Grünen müßten an Profil gewinnen – was nur in der Opposition geht. Doch Vesper klagt nur sein Leid, um dann keine Konsequenzen zu ziehen. So machen sich die Grünen zur Hure der SPD. Denn eigentlich liegt Clement längst mit der Wirtschaft im Bett und würde dementsprechend lieber mit der Wirtschaftspartei FDP eine Ehe eingehen. Das hätte wenigstens Stil.


 
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