© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/01 27. Juli / 03. August 2001

 
Wertloses Versprechen
Warum der Berliner CDU-Spitzenkandidat Frank Steffel ein Problem mit seiner Glaubwürdigkeit hat
Thorsten Thaler

Politiker machen Versprechungen, damit sie ge wählt werden. Frank Steffel ist Politiker, und er will im Oktober dieses Jahres zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt werden. Also macht der CDU-Spitzenkandidat Versprechungen: "Meine Generation wird dafür sorgen, daß sich Staat und Politik, einschließlich der Parteien, aus allen Bereichen zurückziehen, in denen sie nichts zu suchen haben; dazu zählen Banken, Medien und andere Bereiche unserer Gesellschaft." So steht es in der Juni-Ausgabe der CDU-Wahlkampfzeitung Berliner Rundschau. Und weil es gut klingt, wiederholt der 35jährige Steffel seither bei jeder sich bietenden Gelegenheit sein Versprechen. Zum Beispiel in der Juli-Ausgabe der Berliner Rundschau.

Rückblende: Am 15. Mai wurde Frank Steffel als Nachfolger Klaus Landowskys zum CDU-Fraktionschef gewählt. Nachdem der durch eine Spendenaffäre belastete Landowsky wenige Tage später im parlamentarischen Untersuchungsausschuß die Aussage verweigerte, mußte er nach einem Vier-Augen-Gespräch mit Steffel auch seine anderen einflußreichen Posten wie den im Stiftungsrat der Deutschen Klassenlotterie Berlin abgeben. Allein im letzten Jahr verteilte die Lotto-Stiftung rund 239 Millionen Mark an soziale, karitative, kulturelle und sportliche Einrichtungen. Für Landowsky sollte also ein gewichtiger Nachrücker gefunden werden. Ende Mai entschied sich die CDU-Fraktion für einen Abgeordneten, der dafür sorgen will, "daß sich Staat und Politik, einschließlich der Parteien, aus allen Bereichen zurückziehen, in denen sie nichts zu suchen haben" – Frank Steffel.

In einer aktuellen Umfrage belegt Steffel in der Kategorie Glaubwürdigkeit übrigens hinter den Spitzenkandidaten von SPD und PDS den letzten Platz. Warum wohl?
 
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