© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/01 10. August 2001


Berliner Mätzchen
von Ronald Gläser

Unisono kritisieren ausgerechnet diejenigen Frank Steffel, die ohnehin nicht im Verdacht stehen, CDU zu wählen. Steffels Wahlkampfteam reagierte auf die geringe Popularität des Spitzenkandidaten mit der Gründung eines Steffel-Fanclubs. Dort können Hemden und Kaffeetassen des "Idols" erworben werden. Die Linke, die bekanntlich für einen ausgeprägten Patriotismus steht, inszenierte dann einen Skandal, der ausgezeichnet ins Sommerloch paßt. Steffel hatte sich erdreistet, München als "die schönste Stadt Deutschlands" zu bezeichnen. Und so einer will bei uns in Berlin Bürgermeister werden ...

Prompt standen bezahlte Meinungsforscher bereit, dem CDU-Mann miserable Umfragewerte zu bescheinigen. Kommentatoren und Schreihälse mischten sich in die Debatte ein, um Steffel zu widerlegen. Daß er selbst dann nachschob, Rotenburg ob der Tauber sei "wahrscheinlich die schönste Stadt Deutschlands", machte die Sache nicht besser. Selbst die FAZ berichtete ganzseitig.

Diese Mätzchen sind weder wichtig noch wahlentscheidend. Der FDP-Vorsitzende Günter Rexrodt hat richtig festgestellt, daß die Stadt wisse, worum es geht: "Drei Wochen Wahlkampf reichen völlig aus." Es geht um die Volksfront und um Gysi. Wenn die Berliner die ersten PDS-Plakate mit Ankündigungen wie "Gysi kommt" sehen, werden sie wissen, warum sie selbst im Rollstuhl oder mit Krücken zur Wahlurne müssen. Die CDU wird zumindest im Westen spielend ihre 40 Prozent holen. Ob der CDU-Kandidat Steffel oder Besenstiel heißt, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.


 
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