© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/01 10. August 2001

 
Politisch korrekter Straßenterror
Hessen: Das "antirassistische Grenzcamp" ging in Frankfurt am Main mit Krawallen zu Ende
Werner Olles

Ein von verschiedenen in- und ausländischen linksextremistischen Gruppierungen vom 27. Juni bis 5. August veranstaltetes sogenanntes "4. Antirassistisches Grenzcamp" hielt fast zehn Tage nicht nur die Polizei, sondern auch die Frankfurter Bürger in Atem. Nachdem die angedrohte Platzbesetzung in Kelsterbach unweit des Frankfurter Flughafens mit der Freigabe des Platzes durch die Polizei obsolet geworden war, schlugen mehrere hundert "politisch engagierte junge Menschen" (O-Ton Hessischer Rundfunk), deren Zahl in den nächsten Tagen auf knapp eintausend anwuchs, ihre Zelte auf, um unter dem Motto "Kein Mensch ist illegal" gegen die angeblich "inhumane" Abschiebepraxis durch die Ausländerbehörde, den Bundesgrenzschutz und die Lufthansa zu demonstrieren.

Neben dem Flughafen gehörten auch diverse Ziele innerhalb der "Kapitalismuszentrale" Frankfurt am Main und andere "nützliche Adressen in Frankfurt und Umgebung" zu den bevorzugten Haßobjekten der "Grenzcamper". "Gewaltfrei und phantasievoll" sollte nach dem Selbstverständnis der Veranstalter dabei vorgegangen werden. Doch einige der "Menschenrechtler" (Frankfurter Neue Presse) hielten sich mit derlei pazifistischen Überlegungen nicht lange auf. Sie blockierten den Betrieb am Flughafen, stürmten den Hauptbahnhof und besetzten Gleise, verhinderten die Abfahrt von S-Bahnen an der Hauptwache, sperrten Brücken und drangen schließlich – nachdem sie die Symboltiere der Börse, Bulle und Bär, mit Spraylack beschmiert hatten – in die Börse und das Büro der SPD im Römer ein, wo sie die Übermittlung eines Faxes mit ultimativen Forderungen nach Freilassung der inhaftierten Randalierer des "G8"-Treffens an die Polizei in Genua verlangten.

Eine weitere Gruppe fuhr zum Haus des früheren CDU-Kommunalpolitikers Wolfgang Bodenstedt in Fechenheim. Als dieser gegen das Besprühen seines Hauses mit Farbe protestierte, griffen ihn einige vermummte Gewalttäter an, schlugen ihm die Brille herunter und verletzten ihn am Auge. Den an seinem Haus entstandenen Sachschaden bezifferte Bodenstedt auf mehrere tausend Mark. Aus den Reihen der "Grenzcamper" stammten nach Polizeiangaben auch jene Täter, die auf dem Bad Vilbeler Heilsberg ein Mehrfamilienhaus mit Parolen beschmierten, am Zaun einen schwarz-rot-goldenen Gartenzwerg mit dem Namen eines ehemaligen Hausbewohners, dem die Aktion offenbar galt, aufspießten und zeitweise die Straße sperrten.

Straftatvereitelung als Prinzip der Deeskalation

Zum Schlagstockeinsatz der Polizei kam es ein paar Tage später in Wülfersheim bei Friedberg, als rund einhundert gewalttätige Demonstranten des "Antirassistischen Grenzcamps" zu den Häusern von dort lebenden NPD-Mitgliedern vordringen wollten. Obwohl auch hier die Häuser mit Eiern beworfen und mit Parolen beschmiert wurden, kam es zu keinerlei Festnahmen. Eine "deeskalierende" Wirkung sollte es wohl auch haben, als Teilnehmer einer Demonstration vor dem Frankfurter Ordnungsamt in das Innere eindrangen, hier Transparente gegen die "Ausländerpolitik" und "für eine unbeschränkte Einwanderung in die Länder der EU" anbrachten und Polizei und Ordnungsamtsleitung sie ungestört gewähren ließen.

Daß sich ein derartiges Entgegenkommen letztlich nicht auszahlt, machten die "Antirassisten" am letzten Wochenende klar, als sie zu einer Großdemonstration am Flughafen aufriefen und dabei auch gewalttätige Auseinandersetzungen nicht ausschlossen. Nur ein Großaufgebot der Polizei, die das Tor zum Flughafen mit Barrikaden, Stacheldraht und Wasserwerfern schützte und rund zweihundert Vermummte zwang, ihre Masken und Holzlatten abzulegen, verhinderte diesmal Schlimmeres. Schon am Vortag waren nämlich bei einer Demonstration vor dem Offenbacher Abschiebegefängnis Farbbeutel, Steine, Dosen und Flaschen auf die Polizisten geworfen worden. Dennoch ließ sich der Gefängisleiter von einem "Informationsgespräch" mit den Demonstranten nicht abhalten.

Fatale Erinnererung an SA-Methoden im Dritten Reich

Was also Hessens Innenminister Bouffier dazu brachte, von einem "starken und entschlossenen Auftreten" der Polizei, die bei "Gewalttaten und illegalen Handlungen konsequent eingeschritten" sei, zu sprechen, dürfte den allermeisten Beobachtern des "Antirassistischen Grenzcamps" rätselhaft sein. Der CDU-Landtagsabgeordnete Boris Rhein sprach dann auch von "faschistischen Methoden" der linksextremen "Grenzcamper", die in der Frankfurter Innenstadt "Jagd auf Menschen" veranstaltet hätten. Die Frankfurter FDP erinnerten die tätlichen Angriffe und Racheaktionen gegen unliebsame, keine Gegenwehr leistenden Personen "fatal an die SA-Methoden im Dritten Reich", und Hessens Ministerpräsident Koch (CDU) bezeichnete die Randalierer völlig korrekt als "Kriminelle".

Fazit: Teilnehmer des "4. Antirassistischen Grenzcamps" verübten unter dem geschickten Deckmantel der Gutmensch-Simulation wieder zahlreiche Straftaten wie Körperverletzung, schweren Land- und Hausfriedensbruch, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Sachbeschädigung, Nötigung und Beleidigung. Ein 27 Jahre alter kubanischer "Grenzcamper" ertrank im Kelsterbacher Baggersee.


 
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