© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/01 10. August 2001

 
WIRTSCHAFT
Der Unsinn der Arbeitszeitverkürzung
Bernd-Thomas Ramb

Wie das Ungeheuer von Loch Ness taucht in fast regelmä-ßigen Abständen das Thema Arbeitszeitverkürzung auf. Mit der Forderung nach schrittweiser Einführung der Vier-Tage-Woche mit einer Wochenarbeitszeit von 28,5 Stunden hat ein gewerkschaftlicher Abteilungsleiter die Sommerflaute genutzt, um ein altes Traumgespinst an das mediale Tageslicht zu ziehen. Jeder Beschäftigte gibt so viele Arbeitsstunden auf, bis das Stundenvolumen ausreicht, alle Arbeitslosen ersatzweise einzustellen. Die Milchmädchenqualität dieser Kalkulation unterstreicht nicht nur die spontane Antwort der Arbeitnehmervertreter, die verlorengegangene Arbeitszeit eines vollausgebildeten und berufserfahrenen Ingenieurs könne nicht durch einen ungelernten Langzeitarbeitslosen ohne Schulabschluß ausgeglichen werden.

Der Unsinn des Gewerkschaftsvorschlags – im übrigen sofort von DGB-Chef Schulte als nicht auf der Tagesordnung stehend abgemildert – wird schon durch die Green-Card-Initiative des gewerkschaftsverbundenen Kanzlers sichtbar. Wenn Arbeitslose so ohne weiteres in Computer-Inder umgewandelt werden könnten, wäre er der letzte, der dies unterbinden würde. Hinter der ewiggestrigen Gewerkschaftsforderung steckt eigentlich eine massive Umverteilungsbegierde. Arbeitszeitverkürzung soll für die Beschäftigten selbstverständlich einkommensneutral sein. Die Firmen müßten nicht nur beim Stundenlohn kräftig drauflegen, sondern auch durch den Arbeitsqualitätsverlust der weniger gebildeten Neueingestellten einen hohen Produktivitätsverlust verkraften. Auf diese Weise wird die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft noch weiter untergraben. Das Ergebnis wären massenhafte Betriebsschließungen und noch mehr Arbeitslose als zuvor.


 
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