© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/01 10. August 2001

 
Der Richter und die Zeitungsanzeigen
Warum die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" den Springer-Verlag verklagt
Thorsten Thaler

Tagelang hielt sich die Meldung in den Info-Reports und auf den Info-Tafeln der ARD, Sparte Medien: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat den Springer-Verlag auf Schadenersatz verklagt, weil in einer von dessen Zeitungen, der Welt am Sonntag, behauptet worden war, die FAZ sei durch Anzeigenrückgang in eine "Schieflage" geraten. "Über eine solche Behauptung können wir nur lachen", verlautbarte FAZ-Geschäftsführer Jochen Becker (53). Geld will er von Springer aber trotzdem.

Nicht ganz klar wird dabei, ob Springer für die Behauptung des Anzeigenrückgangs blechen soll oder für die Behauptung der "Schieflage". Was wirkt sich wirklich geschäftsschädigend aus? Wenn sich herumspricht, daß eine Zeitung weniger Anzeigen kriegt als früher? Oder wenn sie dadurch in Schieflagen gerät? Wer wegen Anzeigenrückgangs in Schieflagen kommt, der ist doch eher bedauernswert, darf sich zumindest des Verständnisses bei der von ähnlichen Lagen geplagten Konkurrenz sicher sein.

Man kann die Sache also auch andersherum sehen. Geschäftsführer, die großspurig verkünden: "Uns kann keener! Wir stehen auch bei weniger Anzeigen da wie eine Eins!", solche Geschäftsführer schaden dem Geschäft möglicherweise am meisten. Denn mancher strategisch begabte Anzeigenkunde könnte auf die Idee kommen: "Denen sind unsere Anzeigen eh egal, geben wir sie also lieber der Welt am Sonntag."

Doch wie auch immer, der Kampf um die Anzeigenkunden wird härter. Die krisenbedingten Schieflagen in der deutschen Presselandschaft nehmen zu. Da kann auch der Kadi nichts dran ändern.


 
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