© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/01 10. August 2001

 
Irlands Geister 
Unheimliche Geschichten
Thorsten Thaler

Irland – "grüne Insel" geprägt von Hügelketten, Seen, Mooren und Heideland, mit 70.300 Quadratkilometer so groß wie Bayern, geringe Bevölkerungsdichte, Land der Mythen und Legenden. Alte irische Überlieferungen erzählen von Spukschlössern, Poltergeistern und Todesboten, schattenhaften Gestalten, führerlosen Kutschen und kopflosen Reitern, Phantomhunden, dämonischen Katzen – kurz: von unheimlichen Begebenheiten aus dem Reich des Mysteriösen, Phantastischen und Übernatürlichen. Die geheimnisvollsten dieser Geschichten erzählt John J. Dunne in dem Buch "Irland – Die Welt der Geister", illustriert mit Aufnahmen von Simon Marsden, einem "Meisters der gespenstischen Fotografie" (Der Spiegel).

"Wie oft hörten wir der Banshee Schrei / Wie oft schlug der Tod entzwei / Helle Banden, die die Ehre band, /Süße Fesseln, die die Liebe wand!" So beginnt ein Gedicht von Thomas Moore über die wohl bekannteste Sagengestalt Irlands, die Todesfee Banshee. Der Überlieferung zufolge ist sie eine kleine alte Frau mit langem Haar, in leichten, weißen Stoff gehüllt, die jene, die sie hörten, durch nächtliches Jammern und Klagen vor dem Tod eines Familienmitglieds oder Freundes warnte. "Es handelt sich um ein Geräusch, das dem Seufzen des Windes ähnelt, aber den Klang einer menschlichen Stimme besitzt und in großer Entfernung deutlich vernehmbar ist. Gelegentlich wird sie sogar gesehen, aber nur das Oberhaupt einer alteingesessenen Familie ist dazu in der Lage", zitiert Dunne aus einem Buch über Irland von 1840.

Eine besondere Geistergeschichte rankt sich auch um Helena Cecilia Blunden. Als 16jähriges Mädchen arbeitete Helena in einer Belfaster Leinenweberei, ihr großer Traum aber war, als Sängerin zur Bühne zu gehen. Am 14. April 1912 kam sie bei einem Sturz über ein Treppengeländer in der Spinnerei zu Tode. Seither soll Helena in dem Gebäude, in dem sich heute eine Druckerei befindet, umhergeistern. Das verbürgen zumindest Augen- und Ohrenzeugen wie Paul McAvoy, der Produktionsleiter der Druckerei, oder Catherine McIlvenna, die Lektorin des irischen Verlags Appletree Press, in dem 1977 die englische Originalausgabe des Buches erstmals erschienen ist. Mitarbeiter des Verlages installierten in der alten Weberei eine Videokamera und zeigten die Bilder im Internet ( www.irelandseye.com/ghost/index.shtm ). Daraufhin wollen "Tausende" (McIlvenna) von Besuchern der Internetseite ebenfalls eine "Erscheinung" beobachtet haben. Man muß an solche Geschichten nicht glauben, sie zu lesen bereitet dennoch großes Vergnügen.

 

John J. Dunne: Irland – Die Welt der Geister. Eulen Verlag, Freiburg i.B. 2001, 120 Seiten, 40 s/w-Fotos, 19,90 Mark


 
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