© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/01 10. August 2001 |
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JF intern Olle Kamellen Man geht zu seinem Schreibtisch, begutachtet den Stapel ungeöffneter Post, setzt sich in den vertrauten Schreibsessel, und plötzlich wird einem klar, daß der Urlaub vorbei ist. Amor fati, denkt sich die Spezies "Engagierter Mensch", und beginnt das Werk von neuem. Der Kampfgeist kehrt zurück, denn schon das nächste geschichtsträchtige Datum ist ein tragisches: der Mauerbau. "Olle Kamellen", hört man immer öfter, wenn es darum geht, sensibel zu bleiben für die Grausamkeiten des "antifaschistischen Schutzwalles". Für uns, die Siebziger-Jahre-Generation, liegt der Mauerbau in unendlicher Ferne, aber von der perfiden Gemeinheit "antifaschistischer Aktionen" können auch wir ein Liedchen singen. Denn auch heute gibt es die vielen kleinen und großen Ulbrichts, die dauernd von Freiheit reden und dabei nichts anderes im Kopf haben, als kritische Stimmen einzumauern. Freilich geht man heute "humaner" vor. Mit Betonstein und Mörtel macht man sich nur die Hände dreckig. Deswegen arbeiten die Totalitaristen von heute mit unsichtbaren Grenzziehungen. Uns schrecken sie damit trotzdem nicht, denn jede Mauer ereilt das gleiche Schicksal: sie wird irgendwann eingerissen. Alexander Barti |