© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/01 17. August 2001

 
Kriminelles Volxtheater
von Carl Gustaf Ströhm

Die Anti-G-8-Krawalle von Genua haben in Italien tiefe Spuren hinterlassen und zu großer Besorgnis in Regierungskreisen geführt. Kommentatoren sagen einen „heißen“ Herbst voraus. Nach dem Bombenanschlag auf das Gerichtsgebäude in Venedig fürchtet man die Wiedergeburt der „Roten Brigaden“, die in den siebziger Jahren Italien mit Terror in Atem hielten. Die Regierung in Rom versucht mit allen Mitteln die Abhaltung weiterer internationaler Tagungen - etwa eine Nato-Konferenz in Neapel und einen FAO-Kongreß in Rom - zu verhindern, weil schon jetzt klar ist, daß es in beiden Städten womöglich zu noch katastrophaleren Revolten von Linksextremisten kommen wird.

Ein guerra urbana - ein Krieg innerhalb der Großstadt - ist in Genua nicht nur von den Extremisten des „Black Block“, sondern auch von anderen Demonstranten losgetreten worden. Wie das geplant wurde, läßt sich auf der Web-Seite des linksextremen Wiener Tatblatts rekonstruieren, in dem die von der italienischen Polizei festgesetzte Wiener „Volxtheater“-Gruppe dazu aufrief, „bereits auf der Fahrt nach Genua massiven zivilen Ungehorsam zu leisten“. Das „Volxtheater“ kündigte „in den kommenden Monaten auf massive Weise Widerstand“ an und bezeichnete die eigenen Aktivitäten als „nomadisches Reisen in Kombination mit direkter politischer Aktion“. Wie sehr die Grenzen zwischen „gewalttätigen“ und „friedlichen“ Demonstranten verwischen, haben die italienischen Behörden inzwischen festgehalten: die „unerhörte“ Gewalt gehe nicht allein vom „Black Block“ aus.


 
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