© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/01 17. August 2001

 
Georg Lohmeier
Lang lebe der Kini!
von Baal Müller

Georg Lohmeier ist Bayer mit Leib und Seele. Bier trinkt er natürlich gerne, doch wie man seinem Buch „Mein Königreich Bayern“ (1972) entnehmen kann, würde „uns“ - gemeint ist sein Bayernvolk - „das Bier noch besser schmecken, wenn Bayern wieder Königreich wäre“. Durch den Wahlsieg im Juni diesen Jahres und den darauffolgenden Präsidentschaftsantritt des Königs Simeon II von Bulgarien fühlt sich der 1926 im niederbayerischen Loh geborene Führer der bayerischen Monarchisten ganz bestätigt.

Zunächst wollte er ja Pfarrer werden, doch dann kam „ein brünettes Dogma dazwischen“ und so wurde er hauptberuflich ein mit Bayerischem Poetentaler und Karl-Valentin-Orden hochdekorierter Komödiant, der als Fernsehautor mit dem „Königlich-bayerischen Amtsgericht“ 1969 die mit 53 Folgen erfolgreichste Serie ihrer Zeit produzierte.

Mit der ihm eigenen Mischung aus Witz, Volkstümlichkeit, historischer Bildung und nostalgischer Begeisterung vermag er seine „konkrete Utopie“ eines wiedererstandenen bayerischen Königreichs überzeugend zu vertreten: Neben der besseren Qualität des Bieres hat der Gründer des „Bundes bayerischer Patrioten“ und Ehrenpräsident von fast 100 König-Ludwig-Vereinen noch zahlreiche andere Argumente auf seiner Seite: die Kontinuität, die ein Monarch in einer immer unübersichtlicher werdenden Zeit verkörpert, die natürliche Erneuerung der staatlichen Repräsentanz durch die Generationenfolge, die eine unmittelbar erfahrbare Ergänzung und Korrektur des abstrakten politischen Bürokratismus darstellen würde, und überhaupt die sinnliche Präsenz eines Herrscherhauses mit seinen Hofzeremonien, Audienzen, Paraden, Jagden und Hofbällen. Vergangenheit und Zukunft werden dabei ständig übereinander geblendet; er beschreibt nicht nur ein ehemaliges Bayern - wie in seinem Buch „Bayern von der Steinzeit zu Stoiber“ (1997) -, sondern ein potentiell zukünftiges und gleichsam ewiges Bavaria. So leicht könnte es Realität sein, wenn ihm nicht die nivellierende Unkultur, die Phantasielosigkeit und der seelenlose Pragmatismus der Gegenwart entgegenstünden. Nicht zu vergessen der verhaßte kleindeutsch-preußische Zentralismus, der die in seinen Augen bislang günstigste deutsche Verfassung, nämlich diejenige des Deutschen Bundes, zerstört und die Vielfalt der deutschen Länder in den Untergang geführt habe. Eine Entwicklung, die, wie Lohmeier im Einklang mit der heutigen antideutschen Linken behauptet, mit Bismarck begann und in Hitler gipfelte.

Da ihm aber selbst derzeit die Wiedereinsetzung der Wittelsbacher kaum wahrscheinlich erscheint, hat Lohmeier 1995 kurzerhand Edmund Stoiber zum Ersatzkönig ausgerufen; ob der sich allerdings zu solchem Amte eignet, ist fraglich. Immerhin, vielleicht gereicht es Edmund I. wenigstens zum Trost, sollte es mit der Kanzlerschaft 2002 nichts werden.


 
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