© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/01 17. August 2001

 
Heimattreu
Zum Tod des langjährigen CSU-Abgeordneten L. Niegel
Roger Zörb

Am 25. Juli verstarb - wie jetzt bekannt wurde - im Alter von 68 Jahren der langjährige CSU-Bundestagsabgeordnete Lorenz Niegel in Lichtenfels/Oberfranken. Am 20. Juni 1933 geboren, vertrat Niegel von 1968 bis 1990 den Wahlkreis Lichtenfels/Kulmbach/Bamberg-Land im Bundestag; er erzielte Ergebnisse von bis zu 70 Prozent der Wählerstimmen. Dies zeigt, wie fest dieses „politische Urgestein“ in seiner oberfränkischen Heimat verwurzelt war.

Seine Verbundenheit galt aber nicht nur seiner näheren Heimat, sondern dem ganzen Deutschland. Von Anfang an engagierte sich der studierte Agraringenieur unermüdlich für die deutsche Einheit. Als andere Politiker - auch in der eigenen Partei - von einer neuen Ostpolitik träumten, hielt Niegel Kurs und sammelte Stimmen gegen die Ostverträge der Regierung Brandt. Dieser Linie blieb Niegel immer treu und stimmte konsequenterweise auch 1990 gegen die Preisgabe der deutschen Ostgebiete.

Auch vor Fürstenthronen hatte Niegel keine Angst: Als der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 im Deutschen Bundestag seine „Befreiungs“-Rede hielt, blieb er diesem Spektakel demonstrativ fern und begründete seine Haltung ausführlich in der Deutschen Tagespost: Für viele Millionen Deutsche - und andere Europäer - sei der 8. Mai nämlich nicht lediglich ein „Tag der Befreiung“, sondern auch der Beginn von Vertreibung, Mord und rotem Terror.

Für seinen langjährigen Einsatz erhielt Lorenz Niegel zahlreiche Auszeichnungen, so ist er Träger des Bayerischen Verdienstordens, des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse. Nach seinem Ausscheiden aus dem Deutschen Bundestag widmete sich Niegel seiner Familie und beriet Unternehmen und Freunde in wirtschaftlichen und politischen Fragen.

Mit Lorenz Niegel verliert Deutschland einen homo politicus, wie es nur noch wenige in dieser Republik gibt. Seine Freunde verlieren einen guten Kameraden, seine Familie einen geliebten Menschen.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen