© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/01 31. August 2001

 
Einseitige Ideen
von Ronald Gläser

Er widersetzt sich gegen das Kyoto-Protokoll. Er scherte aus der Vereinbarung zum Stopp von Atomtests aus. Jetzt plant er auch noch ein neues Wettrüsten. Chinesische Kommunisten, die Prawda und die Friedensbewegung im Westen reagieren empört auf die jüngsten Ankündigungen von US-Präsident George Bush. Dieser hat eine einseitige Aufkündigung des ABM-Vertrages in Aussicht gestellt. Das fast 30 Jahre alte Abkommen aus der frühen Entspannungspolitik verbietet den Aufbau eigener Raketenabwehrsysteme. Der Aufbau eines solchen Abwehrschildes gehört aber zu den Hauptaufgaben, die sich die Bush-Administration vorgenommen hat.

Diejenigen, die schon im SDI-Programm Ronald Reagans eine Provokation sahen, warnen auch jetzt vor einem neuen Wettrüsten und amerikanischen Weltherrschaftsplänen. Dabei ist ein Raketenabwehrsystem ein rein defensives Instrument. Reagan hatte seinerzeit angekündigt, nach der Inbetriebnahme von SDI die ganze Welt - einschließlich der Sowjetunion - über die Technik aufzuklären. Dadurch könnte sich dann jeder gegen nukleare Angriffe zur Wehr setzen. Die „atomare Bedrohung“ würde somit gemindert - nicht verstärkt. Etwas anderes fällt in bezug auf die neue US-Außenpolitik allerdings auf. Er ordnet sich nicht den Spielregeln supranationaler Gremien unter und setzt Dinge auch gegen den erklärten Konsens der übergroßen Mehrheit anderer (auch verbündeter) Staaten durch. Sollte ausgerechnet Bush jun. damit die von Bush sen. eingeleitete Neue Weltordnung ab adsurdum führen?


 
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