© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/01 07. September 2001

 
Im Zweifel für die Anwälte
von Matthias Bäkermann

Bundesaußenminister Joseph Fischer hat auf der UN-Konferenz gegen Rassismus in Durban für die von Deutschland verantworteten Verbrechen des Kolonialismus die Schuld anerkannt. Beweggrund für diese als „deutlichste Demutsbekundung“ bewertete Äußerung Fischers war, „der Konferenz trotz ihrer schwierigen Vorzeichen zum Erfolg zu verhelfen“. Höchst ehrenwert, Herr Minister!

Sicherlich ist in den Jahren des Kolonialismus auch von deutscher Seite Unrecht geschehen, besonders hervorzuheben ist die brutale Niederschlagung des Herero-Aufstandes in Deutsch-Südwest. Die Hereros sind auch aufgrund dieser Tatsache selbst im heutigen Namibia nicht mehr das demographisch stärkste Volk. Dieses Unrecht gegenüber den Hereros einzugestehen, ist historisch richtig und wichtig - allerdings von den Historikern. Das gleiche gilt auch für alle anderen unterdrückten, versklavten und vernichteten Völker, chronologisch von den Azteken bis zu den Vietnamesen, geographisch von den Inka bis zu den Jakuten.

Die UN-Konferenz ist jedoch kein Historikertreffen, sondern ein politischer Kongreß mit der vorab erhobenen Forderung heutiger „Dritte-Welt-Staaten“, für historisches Unrecht wirtschaftlichen Ablaß einzuheimsen. Amerikaner und Briten haben den Braten längst gerochen und unterlassen fahrlässige Äußerungen mit Rechtsfolge. Ein geltungssüchtiger Bundesaußenminister stakst dagegen geradewegs in die geldgierigen Fänge von für alles und jedes auf Entschädigung klagende Winkeladvokaten wie Ed Fagan und Konsorten.


 
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