© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/01 07. September 2001


Neulich im Internet
@rbeitslos
Erol Stern

Die Entwicklung der weltweiten Dotcom-Krise sehen viele Amerikaner bereits wieder optimistisch als das „Ende vom Anfang“, obgleich auch bei den etablierten Unternehmen weiterhin Meldungen von Tausenden von Entlassungen tickern. Frisch gefeuerte IT-Experten treffen sich auf Pink-Slip-Parties (Kündigungen werden in den USA meist auf rosa Papier versandt), und die meisten gehen alles erstaunlich locker an. Der Sog der New Economy hatte sie alle mit sich gerissen; Überstunden, Nachtschichten und durchgearbeitete Wochenenden waren zum Normalzustand geworden. Nun ist die Seifenblase geplatzt - und etliche sind darüber alles andere als traurig. Da bastelt der eine an seinem Golfhandicap, züchtet Pflanzen oder besucht Meditationsworkshops, das gute alte Mountainbike wird entstaubt, und auch die vernachlässigten Freundschaften könnte man ja mal wieder aufleben lassen. Man hat was gespart, zehrt vom kleinen Nebenjob oder der Abfindung; unterm Strich sieht sich das Gros weniger in der Opferrolle denn als geheilte Workaholics. Der Renner unter den Geschenken ist übrigens die Toilettenpapierrolle mit Dotcom-Kursen - mit zehn Dollar vermutlich teurer als die gelisteten Aktien. Und trotz oder gerade wegen der wankenden amerikanischen Konjunktur boomen Freizeit- und Reiseveranstalter, Museen werden wiederentdeckt, und Entwicklungsdienste profitieren vom Zustrom an Helfern. Hier in Deutschland hat man die Zeichen der Zeit erkannt und beginnt bereits vereinzelt mit dem „Reimport“ deutscher Informatiker aus den USA, berichtet Euer EROL STERN


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