© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/01 14. September 2001

 
WIRTSCHAFT
Lizenz zum illegalen Euro-Drucken
Bernd-Thomas Ramb

Die Einführung des Euro als Ersatzwährung für die inter-national beliebte D-Mark erfordert auch die Einsammlung des im Ausland zirkulierenden Bargelds. Über den Umfang des D-Mark-Bargelds, das außerhalb Deutschlands verwendet oder gehortet wird, bestehen unterschiedliche Schätzwerte. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank kursieren 30 bis 40 Prozent der deutschen Bargeldmenge im Ausland. Das wären 65 bis 90 Milliarden Mark. Andere Schätzungen reichen sogar bis zu 120 Milliarden. Der Umtausch dieses Geldes wird zu einer enormen Kraftanstrengung. Nicht nur muß es im Ausland in Euro umgetauscht werden, die Euro-Scheine und -Münzen müssen auch in diese Länder sicher transportiert und die alten D-Mark-Münzen und -Scheine sicher zurücktransportiert oder sofort vernichtet werden. Gerade letzteres ist besonders wichtig, damit dieselben D-Mark-Beträge nicht mehrfach in Euro umgetauscht werden.

Unberücksichtigt bleibt bei diesen Auslandsaktionen, woher das deutsche Geld überhaupt stammt. Während in Deutschland bei größeren Bargeldbeträgen peinlich genau überprüft wird, ob kein Schwarzgeld vorliegt, ist es den ausländischen Umtauschstationen egal, ob das Geld aus illegalen Transaktionen wie Rauschgiftgeschäften oder Kinderprostitution stammt. Der Umtausch wird von der EZB garantiert. Zudem wird den Bankinstituten eine umfassende Prüfung auf Falschgeld erlassen - auch für Falschgeld gibt es eine Umtauschgarantie. Die Folge: Die organisierte Kriminalität wird die Farbdrucker für falsche D-Mark-Noten heißlaufen lassen, die falschen Scheine in Moskau oder Istanbul in Dollar oder Schweizer Franken umtauschen, während die Banken das Falschgeld in echte Euros verwandeln.


 
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