© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/01 14. September 2001

 
Brandenburg: Lepsius- Zentrum wird gefördert
(JF)

POTSDAM. Nachdem in der vergangenen Woche das ARD-Magazin „Report“ und andere deutsche Zeitungen über diplomatische Verwicklungen um das Potsdamer Lepsius-Haus berichtet hatten, kam nun prompt eine Gegenreaktion der türkischen Zeitungen in Deutschland: „Es gibt keinen Druck aus der Türkei“, so eine Schlagzeile der Tageszeitung Türkiye. Dies hätte der Potsdamer Oberbürgermeister und SPD-Landesvorsitzende Matthias Platzeck der Zeitung erklärt. Dazu ist ein Foto des in der Sendung befragten türkischen Botschafters, Osman Korutürk, zu sehen. Er hatte den Reportern auf die Frage, ob es einen Massenmord der Türken an den Armeniern je gegeben habe, nur ein knappes „No“ geantwortet. Die Zeitung hat außerdem den „wahren Verursacher“ der diplomatischen Verwicklungen schnell ausgemacht: „So ist nun deutlich geworden, daß die Behauptung in dem ARD-Programm ’Report‘ nur durch den Druck der Armenier zustande gekommen ist“, heißt es zum Schluß des Berichtes.

Pastor Johannes Lepsius (1858-1926) hat in zahlreichen Dokumenten von den Massakern an hunderttausenden Armeniern im Ersten Weltkrieg (1915) durch türkische Soldaten berichtet. Das türkische Generalkonsulat in Berlin und die Brandenburger Landesregierung dementierten, daß es offiziellen Druck gegen die Lepsius-Initiative gegeben habe. Vielmehr war die Rede von anonymen Drohbriefen und davon, daß die türkischen Diplomaten bei jeder Gelegenheit ihre Furcht vor einem Mißbrauch durch armenische Terroristen äußerten. Die türkische Regierung jedoch leugnet die von Lepsius archivierten Massaker, und türkische Zeitungen argumentieren ebenso.

Hermann Goltz, Mitglied im Vorstand des im April 2001 gegründeten Fördervereins „Lepsius-Haus e.V.“, betonte gegenüber der JUNGEN FREIHEIT, daß die Zusammenarbeit durchaus konstruktiv sei. Landesregierung, Landeshauptstadt sowie die Stiftung preußischer Schlösser und Gärten hätten ihren Willen zur Kooperation deutlich zum Ausdruck gebracht.

Der Vorstand, heißt es in einer Pressemitteilung, erneuere nochmals seine Einladung zur Diskussion mit allen interessierten türkischen Mitbewohnern und Institutionen. Am 27. September findet um 19 Uhr in diesem Zusammenhang eine öffentliche Vorstandssitzung des Fördervereins in der Potsdamer Großen Weinmeisterstraße 49 statt.


 
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