© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/01 28. September 2001


Weiter im freien Fall
von Alexander Barti

Muß bitter gewesen sein, am vergangenen Sonntag auf der Wahlparty bei den Grünen in Hamburg. Satte 42.121 (das sind immerhin 5,4 Prozent) Wahlbürger wollten der Grün-Alternativen Liste nicht mehr ihre Stimme geben, so daß sie mit 8,5 Prozent auf den vierten Platz abrutschte. Damit ist die 16. Talfahrt in Folge mit einem neuen Minus-Rekord beendet worden. Das Ergebnis ist vor allem deswegen so grausam, weil das linksalternative Klientel - von Berlin abgesehen - in keiner anderen Metropole so gehätschelt wurde wie in der Freien und Hansestadt.

Trotzdem: Das Ergebnis war vorauszusehen, denn das Wahlvolk der Grünen ist nicht nur der spätbürgerliche Rest Westdeutschlands, sondern auch besonders „kritisch“. Und irgendwann kann man als treuer Grüner mit friedensbewegter Vergangenheit beim besten Willen nicht mehr alle Kröten schlucken, die einem von der Parteispitze aufgetischt werden. Den Atomkonsens konnte man noch als „Ausstieg“ verkaufen, aber Bilder von schwerbewaffneten deutschen Soldaten eignen sich nicht als Beispiel für den „Ostermarsch“ 2002.

Die Grünen stehen also vor einem Problem, das praktisch nicht zu lösen ist: Wenn sie die aktuelle Politik der militärischen Stärke aktiv gestalten wollen, verlieren sie ihre Basis; stellen sie sich aber dagegen setzen sie die Berliner Koalition aufs Spiel. Es deutet daher vieles darauf hin, daß der freie Fall der Grünen anhält - bis zum schmerzhaften Aufprall unter der Fünf-Prozent Hürde. Vielleicht wäre das sogar der beste Beweis für das Ende der Bonner Republik.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen