© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/01 28. September 2001

 
Meldungen

Johnson-Tage: Preis an Jürgen Becker

NEUBRANDENBURG. Der in Köln lebende Autor Jürgen Becker erhält am kommenden Sonnabend den Uwe-Johnson-Preis. Der mit 25.000 Mark dotierte Preis wird alle zwei Jahre an deutschsprachige Autoren vergeben, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden bzw. die einen deutsch-deutschen Erfahrungshintergrund berücksichtigen. Der 69jährige erhält die Auszeichnung für seinen Roman „Aus der Geschichte der Trennungen“. Becker erzähle „von Menschen im Deutschland des 20. Jahrhunderts, deren Leben durch den Einfluß der verschiedenen politischen Systeme bis ins kleinste geprägt und in ungewollte Bahnen gelenkt wird“, heißt es in der Begründung der aus Literaturwissenschaftlern, Kritikern und Autoren bestehenden Jury. Durch souveränen Umgang mit Form und Funktion der Erinnerung stelle der Roman, vergleichbar mit Uwe Johnsons „Jahrestagen“, den Kampf der Einzelnen um ihre Identität dar. Damit bezeuge Becker in eindringlicher Weise die Macht der Erfindung über die Wirklichkeit. Die Preisverleihung bildet den Abschluß der diesjährigen Uwe-Johnson-Tage in Neubrandenburg, die unter dem Motto „Erinnern und Erzählen“ stehen. „Das ’Erinnern und Erzählen‘ sind zwei für Johnsons Werk wichtige Aspekte, die dazu beigetragen haben, daß Johnson nicht nur im Gedächtnis der älteren Autorengeneration präsent ist“, sagte der Vorsitzende der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft und Germanist an der Universität Gießen, Carsten Gansel. „In aufeinander abgestimmten Veranstaltungen soll offenbar werden, was Johnsons Werk auszeichnet: die Verbindung von Region und Metropole, das Ineinandergreifen von Individuellem und Gesellschaftlichem, die Trauerarbeit angesichts der Schockerfahrungen des 20. Jahrhunderts“, sagte Gansel. Johnson wurde 1934 in Pommern geboren, wuchs in Anklam und Güstrow auf, studierte in Rostock und Leipzig. 1959 zog er nach West-Berlin, später lebte er in New York und England, wo er 1984 starb. Zu seinen wichtigsten Werke gehören „Jahrestage“ (1970-1983), „Mutmaßungen über Jakob“ (1959) und „Zwei Ansichten“ (1965).

 

Kultur-Auszeichnung aus Protest abgelehnt

BERLIN. Aus Protest gegen die Zerstörung des Industriedenkmals Kraftwerk Vockerode will der Denkmalschützer Karl Ganser den Kulturgroschen des Deutschen Kulturrates nicht annehmen. In den vergangenen Jahren hatte sich Ganser besonders stark für den Erhalt des Industriedenkmals in Sachsen-Anhalt eingesetzt, wie der Deutsche Kulturrat am Dienstag in Berlin mitteilte. Der Kulturgroschen wird jährlich für besondere Verdienste in der Kunstförderung und Kulturpolitik vergeben. In diesem Jahr wurde die Auszeichnung nach Mitteilung des Kulturrats Ganser für sein großes Engagement in der Baukultur und Stadtentwicklung zuerkannt. Herausragende Verdienste erwarb sich Ganser den Angaben zufolge als Leiter der Internationalen Bauausstellung Emscher Park. Seinem Wirken ist die Wiederbelebung alter Industrieanlagen als Kulturzentren zu verdanken. Der Kulturrat bedauerte Gansers Entscheidung, die Auszeichnung nicht entgegenzunehmen.


 
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